Oberhausen. Linke auf Platz 2. CDU und Grüne zurückhaltend. Kaum Regeln fürs Kleistern. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Fast überall strahlen sie die Oberhausener derzeit an: Die freundlich dreinschauenden Merkels, Vöpels und Höhns auf den Wahlplakaten prägen das Stadtbild. Ein detailliertes Regelwerk für diese politische Werbung gibt es aber nicht. Denn anders als etwa die Nachbarstadt Duisburg lässt Oberhausen den Parteien weitestgehend freie Hand und verzichtet auf präzise Vorschriften dazu, wie viele Plakate welcher Art ein politisches Lager aufhängen darf.

„Wie Handtuch auf der Liege“

„Das A und O ist bei uns die Verkehrssicherheit“, sagt Stadtsprecher Uwe Spee. An Bahnübergängen, Ampeln, Containern oder Kreuzungen seien Plakate weitestgehend tabu. Ansonsten gelte: „Jede Partei muss eine Liste mit den gewünschten Plakatstandorten einreichen, und wer dabei zuerst kommt, mahlt zuerst.“

Die SPD weiß dieses Windhundprinzip beim Kleistern offenbar zu nutzen. „Die sind wie Urlauber, die schon im Morgengrauen aufstehen, um sich mit einem Handtuch die beste Liege am Pool zu reservieren“, stichelt CDU-Geschäftsführer Christian Benter.

Bis zur Bundestagswahl am 22. September werden insgesamt etwa 5650 politische Plakate die Optik vieler Straßenzüge dominieren. Spitzenreiter ist unangefochten die SPD, die auf die hohe Zahl von rund 1800 Einzelplakaten kommt und allein an 250 Standorten Dreieckständer mit je drei Plakaten einsetzt. Während die Linke sich mit 1600 Plakaten auf einem ähnlichen Niveau bewegt, fallen andere Parteien in puncto Plakatierungseifer deutlich ab: Die Piraten kommen noch auf rund 1100 Werbeträger. Dahinter reihen sich FDP (500), CDU (430) und Grüne (120) ein.

„Materialschlacht“

Plakatkontingent je nach Stimmanteil

In der Nachbarstadt Duisburg gibt es klare Regeln, die die Zahl der möglichen Wahlkampfplakate vorschreibt. Deren Gesamtzahl leitet sich dabei von der Einwohnerzahl Duisburgs ab.

Dieses Kontingent wird nach Stimmanteilen auf die Parteien aufgeteilt.

„Plakate haben in unserem Wahlkampf nicht die Priorität A“, so Peter Plew, politischer Koordinator der Grünen. „Für uns sind beispielsweise Kinospots deutlich wichtiger.“ Und Christdemokrat Benter sagt: „Ab einer bestimmten Plakatdichte kippt die Wirkung. Wenn man es übertreibt, sind die Leute genervt.“

Linke-Wahlkampfleiter Thomas Haller blickt selbstkritisch auf den Kommunalwahlkampf 2009. „Damals haben wir 2500 Plakate aufgestellt und eine regelrechte Materialschlacht betrieben. Aber das passt nicht zu unserer Partei und unserer Wählerklientel.“ Plakatierungs-Spitzenreiter SPD stützt sich nach Angaben von Unterbezirksgeschäftsführerin Lena Kamps bei seiner Kalkulation im Wesentlichen auf „Erfahrungswerte und Vorgaben vom Bundesvorstand“.