Oberhausen. .

Wer regiert künftig diese zwischen Aufbruchstimmung und Depression schwankende Ruhrgebietsstadt Oberhausen? In einem Jahr wählen die 212.000 Bürger ihre politische Führung neu: Den Rat und vielleicht sogar auch den Oberbürgermeister, wenn sich Klaus Wehling in diesem Herbst entscheiden sollte, seine Aufgabe nach zehnjähriger Amtszeit ein Jahr eher als geplant abzugeben.

Niemand kann heute erahnen, wie die Kommunalwahlen in NRW Mitte Juni 2014 ausgehen werden, doch in einer Stadt, die als „Wiege der Ruhrindustrie“ viele Jahrzehnte ohne Pause von Sozialdemokraten geführt worden ist, erscheint es für das Schicksal dieser Kommune nicht gerade unwichtig, wie sich die bisher mächtigste Partei in Oberhausen personell aufstellt.

Entscheidungen erst im Herbst

Und hier steht die örtliche SPD vor einem Umbruch, wie es vielleicht nur drei oder vier Mal in einem Jahrhundert vorkommt: Eine ganze politische Generation tritt ab, die Oberhausen über eine lange Zeitdauer maßgeblich gestaltet und geprägt hat.

SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer will sich nicht mehr für den Rat aufstellen lassen, Oberbürgermeister Klaus Wehlings vorzeitiger Rückzug gilt in der SPD wegen wahltaktischer Vorteile als wahrscheinlich, und die für die drei Bezirke Sterkrade, Alt-Oberhausen und Osterfeld so wichtigen drei Bezirksbürgermeister müssen neu gesucht und gefunden werden: Dieter Janßen in Sterkrade wird Ruheständler, Dirk Vöpel wird wohl mit der Bundestagswahl ein Ticket nach Berlin ziehen, und Karl-Heinz Pflugbeil ist tödlich verunglückt.

Selbst eine so einflussreiche Partei wie die SPD kann einen Aderlass nur schwer verkraften – so viele engagierte, leidenschaftliche und vorzeigbare Nachwuchs-Politiker stehen nicht bereit, um sich ehrenamtlich neben ihrem Vollzeit-Arbeitsplatz in Betrieben, Schulen oder Behörden an vorderster Front in der Kommunalpolitik zu engagieren.

Im Hintergrund laufen etliche Gespräche

Wer soll wem nachfolgen? Diese schwierige Entscheidung hat die SPD auf ihrer Klausur in Lüneburg deshalb wohlweislich auf die Zeit nach der Bundestagswahl vertagt. Dabei laufen im Hintergrund schon etliche Gespräche.

In Osterfeld will man sich übergangsweise behelfen: Auch wenn sich Landtagsabgeordneter und Sprecher der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung, Stefan Zimkeit, noch sträubt („Ich strebe dieses Amt nicht an“), wird er wohl ab Juli bis zur Kommunalwahl auch als Bezirksbürgermeister agieren – solche Doppel-Ämter hat die SPD Oberhausen bisher aus zeitlichen und inhaltlichen Gründen vermieden. Doch aus der Reihe der aktuellen SPD-Bezirksvertreter drängt keiner mit Chancen nach vorne.

In Alt-Oberhausen läuft vieles auf die profilierte SPD-Fraktionssprecherin der Bezirksvertretung, Christiane Gerster-Schmidt, hinaus. Wenn die Ehefrau des Managers des Oberhausener Gebäudemanagements (OGM), Hartmut Schmidt, das wirklich will.

Schwierigkeit das Gleichgewicht zu wahren

In Sterkrade wiederum hat die SPD das Problem, das Gleichgewicht zwischen den beiden Ortsverbänden Nord und Süd zu wahren: Mit Manfred Flore und Hubert Cordes beanspruchen zwei Sozialdemokraten aus Sterkrade führende Rollen im Stadtbezirk – doch die beiden Nordler sollen nicht mit Bürgermeister-Amt und SPD-Fraktionssprecher gleich beide mächtige Posten ausfüllen.

Die größte Schwierigkeit hat die SPD allerdings, den einflussreichsten politischen Posten zu besetzen: den SPD-Ratsfraktionschef. Große Brömers Stellvertreter Karl-Heinz Emmerich hat zwar einen guten Ruf als ein wenig spröder, aber fachlich versierter Politiker, doch er ist beruflich stark eingebunden. Stefan Zimkeit polarisiert selbst in der SPD mit seinem recht robusten Argumentationsstil – und so viele weitere Politiker zeichnen sich für die aufwändige strategische Führungsarbeit mit komplizierten Sachthemen in der Fraktion nicht ab.

Da ist es kein Wunder, dass so mancher Sozialdemokrat Große Brömer bewegen will, doch noch eine Amtszeit dranzuhängen.