Oberhausen. Zur neuen Bundesligaison bleibt wohl vielerorts der Bildschirm dunkel. Denn zahlreiche Gastwirte haben ihr Sky-Abo nach einer Preiserhöhung gekündigt. Doch noch gibt es einen Funken Hoffnung für die Fußball-Fans.

Weil der Bezahlsender Sky seine Preise massiv erhöht hat, bleibt in vielen Oberhausener Kneipen zur neuen Bundesliga-Saison der Fernsehbildschirm dunkel. Die Gastronomen können und wollen die überbordenden Übertragungskosten nicht mehr tragen und haben ihr Abonnement gekündigt. Dem geselligen Fußball-Fan bleiben somit nicht mehr viele Möglichkeiten, die Partien live zu verfolgen.

„Es war schon vorher schwierig, aber jetzt macht es gar keinen Sinn mehr, Fußball zu zeigen“, schimpft Edmund Eckstein, Inhaber der Kneipen „Im Lothringer“ und „Eckstein“. Zahlte er bislang pro Standort 300 Euro im Monat, so verlangt der Bezahlsender nach der jüngsten Erhöhung rund 450 Euro.

Angesichts der überschaubaren Zahl von 20 bis 25 Leuten, die sich zu den Spieltagen jeweils in den Gaststätten einfinden, drohte ihm da ein eklatantes Minusgeschäft. „Ich kann zwar auch Golf und Tennis zeigen, aber die Leute wollen nur Fußball sehen – vor allem Bayern, Dortmund, Schalke und Gladbach.“ Bitter stieß es ihm auch auf, dass er selbst während der spielfreien Sommerpause weiter zur Kasse geben wurde.

Preismodell stößt auf Unverständnis

Wegen der „Wahnsinns-Erhöhung“ hat Helga Dehorn, Inhaberin des „Uerige Treff“, ebenfalls Konsequenzen gezogen. Statt die Erhöhung von 230 auf 390 Euro zu akzeptieren, hat sie Sky umgehend gekündigt. „Es gibt nur eine Handvoll Topspiele im Jahr, wo wirklich viele Leute zum Fußballgucken bei uns vorbeischauen. Die meisten Gäste kommen aber nicht wegen Sky.“ Daher sei es keine Option gewesen, die gestiegenen Abo-Kosten auf die Speise- und Getränkepreise umzulegen, so Dehorn.

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Dem Argument des Bezahlsenders, dass die sportbegeisterten Gäste auch deutlich mehr verzehren würden, kann sie dabei absolut nicht folgen. „Nur ganz wenige Essen beim Fußball. Ich denke, wer sich Sky nicht für zu Hause leisten kann, der gibt auch nicht viel Geld aus, wenn er in die Kneipe geht.“

Auf Unverständnis stößt das neue Preismodell des Bezahlsenders auch bei Thomas Kolaric, dem Geschäftsführer des für Oberhausen zuständigen Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Niederrhein. „Früher wurden die Abo-Kosten einzig auf Basis der Quadratmeter einer Kneipe berechnet.

Keine Alternative zu SKy

Jetzt fließen auf einmal Faktoren wie die Kaufkraft und Sportbegeisterung einer Region mit ein.“ Da der Ballungsraum Ruhrgebiet gleich über mehrere Erst- und Zweitligavereine verfüge, seien die Preise hier gleich massiv angehoben worden, vermutet er. „Im Ost-Harz ist das wohl nicht so der Fall.“

Die Folge der ganzen Entwicklung: „Etwa zwei Drittel der Gastronomen, mit denen wir gesprochen haben, haben ihr Sky-Abo bereits gekündigt oder denken zumindest ernsthaft darüber nach“, berichtet Kolaric. Aus dieser breiten Enttäuschung zieht der
DEHOGA-Geschäftsführer gleichzeitig wieder etwas Hoffnung. „Wenn jetzt wirklich eine flächendeckende Kündigungsflut einsetzt, muss man sehen, ob ein Bezahlfernsehen nicht doch einlenkt.“

Darüber freuen würde sich auch „Knippi’s Bowling Palace“, das pro Jahr rund 3.000 Euro brutto mehr berappen muss. Etwa 60 Leute kommen an normalen Spieltagen in die dortige Sportsbar. „Wir können nicht auf Live-Fußball verzichten und leider gibt es zu Sky keine Alternative“, so eine Mitarbeiterin. Also nehme man die Preiserhöhung nun zähneknirschend hin.

Sky-Stimmen

Michael Bücker, Wagenrad Plettenberg: „Das ist eine Unverschämtheit. Viele Kollegen denken darüber nach, zu kündigen. Wenn das noch teurer wird, müssen wir über Eintritt nachdenken.“

Ronald Marcinkowski, Gaststätte Bosch in Gelsenkirchen: „Ganz ehrlich: Das ist Ausnutzung der Monopolstellung. Ich weiß nicht, ob Sky die Gaststätten raus drängen will und nur noch auf Privatkunden setzt?! Im Prinzip arbeite ich bei Übertragungen dann ja umsonst. Für uns ist das eigentlich nicht mehr zu stemmen. Die Tendenz geht dahin, dass ich das aufgeben muss.“

Heinz Voss, Betreiber Heinzis Treff: „Fußball ist schön. Aber ich muss als Wirt auch Geld verdienen. Wir sollten uns Gedanken machen, ob wir es bleiben lassen oder kämpfen. In diesem Jahr mache ich noch mal mit. Im nächsten Jahr werde ich wohl kein Sky mehr anbieten.“

Thomas Wesselborg, Destille: „Mein Preis hat sich über mehrere Jahre fast verdreifacht. Wir Gastronomen sollten uns zusammen schließen zu einer konzentrierten Aktion, um zu zeigen, dass wir das nicht mit uns machen lassen.“

Waldemar Becker, Betreiber des „Bass“: "Die Mehrausgaben müssen Sie erstmal wieder einnehmen. Und dann kommen wegen des Rauchverbots auch noch weniger Leute. Aber abbestellen können wir nicht — ohne Sky geht's in Dortmund ja überhaupt nicht."

B-trieb/Barrock, Wolfgang Gärtner: „Das ist eine Frechheit. Wir zahlen durch – Sommerpause, Winterpause. Und jetzt das Doppelte. Im Kreuzviertel müssen wir das machen. Aber wenn der BVB aus den Wettbewerben raus fliegt, dann zahle ich drauf. Für mich ist das Abzocke.“

Klaus Wiludda, Bürgermeister Lindemann: „Ich habe vorher 230 Euro im Monat bezahlt – jetzt sind es 380. Das ist eine Frechheit. Ich hatte schon gerade das Problem mit dem Rauchverbot. Da werde ich doppelt getroffen. Ohne Sky sind Sie hier verloren, dann gehen die Kunden woanders hin.“

Michael D’Antonio, Betreiber Hiccup: „Eine Voll-Katastrophe. Letztendlich steckt doch dahinter: Sky legt keinen Wert auf Sportsbars. Sky ist mit Abstand der höchste Posten in meiner Abrechnung. Aber kündigen ist keine Option. Wir haben alles durchgespielt – Mindestverzehr, Eintritt. Das funktioniert nicht.“

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