Oberhausen. Immer weniger junge Menschen interessieren sich für eine Ausbildung in einem gastronomischen Betrieb. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten bemängelt die Ausbildungsbedingungen.

Die Gastronomie kämpft um guten Nachwuchs: „In den Küchen, an den Theken und am Hotelempfang wird der Nachwuchs knapp“, sagt Yvonne Sachtje, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Ruhr. Noch mehr als 20 freie Azubi-Stellen haben Hotels und Gaststätten in Oberhausen derzeit bei der Arbeitsagentur gemeldet – von der Köchin bis zum Kellner. Sachtje ist überzeugt: „Man muss gastronomische Berufe attraktiver machen.“

Bei Tarifverhandlungen mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) rückt die NGG deshalb die Ausbildungsbedingungen in den Mittelpunkt. „Viele Azubis werden nicht vernünftig ausgebildet, sondern als Lückenfüller genutzt“, bemängelt Sachtje. Sie arbeiteten zu lange, zu oft und zu unmöglichen Zeiten. „Einige Azubis verlassen erst nachts um zwei ihren Arbeitsplatz, obwohl sie um acht Uhr in der Berufsschule sein müssen.“ Dass Lehrlinge nach dem Berufsschulunterricht noch einmal an den Herd oder an die Theke müssen, halte sie zudem vom Lernen ab.

„Lehrjahre in der Küche sind hart“

„Es muss endlich Schluss damit sein, dass viele Azubis zusätzlich rund um die Uhr für Mehrarbeit zur Verfügung stehen sollen“, sagt Sachtje, die für anständige Dienstzeiten plädiert. Wegen der schwierigen Arbeitsbedingungen, aber auch wegen der schlechten Bezahlung zögen viele Jugendliche eine Ausbildung in der Hotellerie gar nicht erst in Erwägung. „Die Lehrjahre in der Küche sind hart. Dafür hat ein Azubi am Monatsende mehr im Portemonnaie verdient.“

„Wenn man seinen Job liebt, stören die Arbeitszeiten nicht. Und mehr Geld bekommt man in anderen Ausbildungsberufen auch nicht unbedingt“, meint dagegen Kochlehrling Massimo Acerito aus dem Restaurant Zur Bockmühle. Der 22-Jährige hat sich, wie schon sein älterer Bruder, für diesen Beruf entschieden, „weil er mir immer neue Herausforderungen bietet und ich meine kreative Ader ausleben kann“. Es sei nicht immer einfach, aber das sei eine Lehre doch nie – egal in welchem Bereich.

„Einen Bewerberansturm gibt es aber tatsächlich nicht mehr“

„Wir arbeiten, wenn andere frei haben und das lässt sich auch nicht ändern“, erklärt Uschi Wischermann, stellvertretende Oberhausener Dehoga-Vorsitzende. Dass jeder in der Gastronomie Beschäftigte sechs Tage die Woche und zwölf Stunden am Stück arbeite, sei ein Vorurteil. „Einen Bewerberansturm gibt es aber tatsächlich nicht mehr“, sagt Wischermann. Die Zeiten, in denen sich 100 junge Leute auf eine Stelle bewarben, seien vorbei. „Wir haben aber noch immer genug qualifizierte Bewerbungen.“