Oberhausen. Gewerkschaft „Nahrung, Genuss, Gaststätten“ prangert zur Landeskonferenz so genannte Werkverträge an. Betriebe reduzieren festes Personal. Sorge auch um künftigen Fachkräftemangel: Ausbildung derzeit häufig unattraktiv.
Von Genuss ist an diesem Freitag nur am Rande die Rede, denn die belasteten Arbeitsbedingungen im Gastronomie- und Hotelgewerbe stoßen den Gewerkschaftlern von Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) sauer auf: Tarife werden durch Akkordarbeit und Werkverträge ausgehebelt, die Qualität der Ausbildung ist in Frage gestellt. Zur Konferenz der NRW-Landesbezirke in der Luise-Albertz-Halle kochte die Stimmung. NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider gab dazu die Würze.
Neue Rezepte für die Branche sind gefragt in Oberhausen wie überall, das macht Suzann Drähter, Betriebsratsvorsitzende bei Homann Feinkost, gegenüber der WAZ deutlich. Die Forderung eines flächendeckenden Mindestlohns von 8,50 Euro könne nur der Anfang sein, „zehn Euro wären ehrlicher“.
Dass der Trend dahin geht, Lebensmittel zu Niedrigpreisen anzubieten, weiß Drähter natürlich auch: „Man muss aber den Verbrauchern deutlich sagen, dass etwa günstiges Fleisch über Aufstocker von Steuergeldern subventioniert wird.“ Zudem macht ihr die Spekulation mit Lebensmitteln Sorge: „Es kann nicht sein, dass sie vernichtet werden, um hohe Gewinne zu erzielen.“
„Missbrauch durch Schein-Werkverträge“
Benedikt Henke von der Jungen NGG macht sich dagegen um die Ausbildung Gedanken: „Der Lohn im ersten Ausbildungsjahr beträgt nur rund 400 Euro im Monat – in der Industrie verdient man fast das Doppelte.“ Dazu kommt nicht selten viel Arbeit neben der Berufsschule, weil mit ihnen oft günstig die dünne Personaldecke im Service gestopft werde. Am Ende aber gebe es häufig nur die Aussicht auf eine befristete Anstellung.„Für Jugendliche ist die Ausbildung nicht attraktiv, Service muss mehr wert sein“ – Henke befürchtet, der Gastro- und Hotel-Branche werden bald die Fachkräfte fehlen, schon heute sind hier die meisten offenen Azubi-Stellen zu finden.
Reizwort für die Gewerkschaftler ist an diesem Tag aber der so genannte Werkvertrag: Manche Lebensmittelbetriebe stellten nur noch ein Fünftel ihrer Belegschaft fest an, sagt Drähter. „Missbrauch durch Schein-Werkverträge“ nennt NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider solche Verhältnisse: Arbeitskraft gebe es nicht um jeden Preis, „sozial ist, was gute Arbeit schafft“, wettert der frühere DGB-Landesvorsitzende vom Podium, den Gewerkschaftlern spricht er aus den Herzen.