Oberhausen.

Nur jeder zehnte Hauptschüler in Oberhausen erhält einen Ausbildungsplatz. Die Quote bei den Abgängern mit einfachem Hauptschulabschluss oder dem Abschluss an einer Förderschule liegt dabei durchgängig bei Null. Das Projekt „Praxistag – Lernen im Betrieb“ zeigt, dass es anders geht.

Michael Stier freut sich auf die feierliche Präsentation der Praktikumsergebnisse. Die stellten auch seine Schüler gestern im Zentrum Altenberg vor. Stier ist Pädagoge der Christian-Morgenstern-Förderschule und begleitet das Projekt seit knapp vier Jahren. Ausgewählte Schüler der zehnten Klasse nehmen daran teil. Seitdem weht ein frischer Wind durch den Unterricht. „Wer keine Perspektive hat, hat keinen Grund, sich am Ende der Schullaufbahn noch zu engagieren“, weiß Stier. Seit in den vergangenen vier Jahren aber vier von ihm begleitete Förderschüler nach der Praktikumsteilnahme einen Ausbildungsplatz erhielten, hat sich das Engagement der Jugendlichen verändert.

Förderschüler als Gas- und Wasser-Installateure, Altenpfleger, Maler und Lackierer oder im Elektrounternehmen? Sie haben es geschafft. Das zieht, auch wenn in dieser Runde keiner das Projekt mit einer Lehrstelle in der Tasche abschließen konnte.

Über einen längeren Zeitraum

Die Stadtsparkasse Oberhausen hat das Projekt ins Leben gerufen und unterstützt die Schulen über ihre Stiftung „Kultur und Bildung“ seit sechs Jahren mit Rat und finanziellen Mitteln.

Mirja Schade, Lehrerin der Albert-Schweitzer-Hauptschule, weiß, dass es sich lohnt. Sie wählte vier Schüler aus, die diesmal mitmachen durften. Ein Jahr lang arbeiteten die Jugendlichen einen Tag pro Woche in ihrem Praktikumsbetrieb mit. Vorteil: „Die Betriebe können die Teilnehmer über einen längeren Zeitraum hinweg kennen lernen.“ Andererseits erfahren die Schüler hautnah, ob der gewählte Beruf zu ihnen passt. Bei Sebastian Issel war das der Fall. Der 17-jährige Schüler der Albert-Schweitzer-Hauptschule hat sich für die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen entschieden. Und die WBO sich für ihn.

"Das Praktikum war super"

Gleich nach dem Schulabschluss kann Sebastian als einziger Teilnehmer seiner Schule eine Ausbildung antreten. Dass er mal Fachkraft für Rohr-Kanal- und Industrieservice werden würde, hätte er früher nie gedacht. „Aber das Praktikum war super, die Arbeit macht mir Spaß und die Kollegen sind toll“, schwärmt er. Und für Jeremy Akca, der als einer von zehn bei der Hauptschule Alstaden an dem Projekt teilnahm und als einziger eine Lehrstelle erhielt, steht fest: „Ich werde Bäcker.“ Die Oberhausener Bäckerei Agethen gibt ihm die Chance dazu. Der 18-Jährige weiß: „Ich habe das große Los gezogen.“