Oberhausen. Elisabeth und Ernst Uecker feiern heute ihren 65. Hochzeitstag. Das Paar blickt auf Höhen und Tiefen, geprägt durch Vertreibung und Flucht.
Bevor sie endlich zueinander fanden, mussten sich Ernst und Elisabeth Uecker erst einmal trennen, zumindest räumlich. Heute feiert das Ehepaar seinen 65. Hochzeitstag – ihre Eiserne Hochzeit.
„Wir blicken auf ein Leben voller Höhen und Tiefen zurück“, sagt Elisabeth Uecker. Beide in Pommern aufgewachsen, im damaligen Kreis Colberg-Cörlin, lernten sich Ernst Uecker und Elisabeth Gaulke erst 1947 kennen.
Mit der polnischen Besatzung nach Kriegsende kam die Vertreibung aus Pommern. Bevor sie sich trennen mussten, steckte die heute 86-Jährige ihrem Ernst einen Zettel mit der Adresse ihres Bruders in Schleswig-Holstein zu. „Ich war mit meiner Familie im Lager in Kolberg und eigentlich durfte man nicht an den Zaun, aber ich habe mich einfach hingeschlichen“, erzählt die Seniorin. In Sachsen endete die Vertreibung für sie.
Die Gefahr des Grenzübergangs
Ernst Uecker gelangte zwangsweise nach Dresden, jedoch nicht lange. Über die Grenze schlug er sich nach Schleswig-Holstein zu Elisabeths Bruder durch.
Erneut musste er sich der Gefahr aussetzen, beim illegalen Grenzübergang erwischt zu werden, denn Elisabeth lebte schließlich in Sachsen. „Aber er wollte mich holen und ich bin mit ihm gegangen.“ Ihre Familie musste sie zurücklassen. „Nachdem wir die Vertreibung, das Lager und die Grenze überwunden hatten, wollten wir nur eins: zusammenbleiben.“
In Schleswig-Holstein gaben sie sich am 22. Juni 1947 das Ja-Wort, doch das Liebespaar musste sich erneut trennen. Ernst Uecker bekam ein Jobangebot im Oberhausener Bergwerk. 1948 folgte Elisabeth Uecker ihrem Mann. „Als ich aus dem Zug stieg, war hier alles schwarz und kaputt. Hier bleiben wollte ich nicht.“
Streitigkeiten ausdiskutieren
Doch das Ehepaar baute sich ein Leben auf, lebt seit 1958 an der Beckerstraße in der Stadtmitte. Vier Töchter, neun Enkelkinder und fünf Urenkel sind heute ihr ganzer Stolz. „Die Oberhausener waren sehr freundlich und haben uns unter die Arme gegriffen.“ Ihr Mann schwärmt noch heute von seinem ehemaligen Arbeitgeber. 30 Jahre war er bei der Oberhausener Energieversorgung beschäftigt.
Und ihr Geheimnis für eine lange, glückliche Ehe? „Wir ergänzen uns einfach“, sagt Elisabeth Uecker. „Natürlich gab es mal Meinungsverschiedenheiten, aber die werden einfach ausdiskutiert.“ Gegenseitig schätzen sie sich für ihre Ehrlichkeit und Verlässlichkeit.
Angst vor dem Alter hat das Ehepaar nicht, im Gegenteil: „Jetzt haben wir genug Zeit, über unser turbulentes Leben nachzudenken.“