Oberhausen. . Kurt und Irmgard Müller feiern heute ihren 65. Hochzeitstag.
„Die Liebe spielte immer eine große Rolle“, sagt die 90-Jährige Irmgard Müller. Recht scheint sie zu haben, denn heute feiert sie mit ihrem Mann Kurt (91) den 65. Hochzeitstag.
In den 1920er Jahren wuchsen beide in Hamborn auf. Irmgard Müller arbeitete im Kartoffelgroßhandel ihrer Eltern, ihr späterer Mann Kurt machte von 1935 bis 1939 eine Lehre zum Konditor. Am 1. Oktober 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kämpfte vom ersten Tag an in Russland. Als er 1943 Heimaturlaub hatte, lernten sich beide kennen. „Beim Fliegeralarm im Luftschutzkeller“, lächelt Kurt Müller, „danach haben wir uns ein paar Mal verabredet und wurden ein Paar, bis ich zurück nach Russland musste.“
Trotz Verletzung zurück in den Kriegsdienst
Schon ein Jahr später, 1944 kam er wieder: Mit einem Schultergelenkdurchschuss wurde Kurt Müller in mehreren deutschen Lazaretten behandelt. Noch im selben Jahr – nach Kurts Genesung – verlobten sich die beiden. Doch sie mussten sich erneut trennen. Trotz seiner Verletzung musste Kurt Müller zurück in den Kriegsdienst. An die Front sollte er nicht mehr, stattdessen bildete er in Dresden junge Menschen für den Kriegsdienst aus.
Als er 1945 nach Kriegsende endgültig nach Hause kam, machte Kurt Müller eine Umschulung vom Konditor zum Bäcker: „Es gab ja keine Lebensmittel, um Torten zu backen.“ Bevor er 1948 seine Meisterprüfung machte, heiratete er am 2. August 1947 seine Verlobte Irmgard. Bis 1950 arbeitete Kurt in der Bäckerei, dann wechselte er zu Thyssen, schulte dort erneut um.
Irmgard stieg schon 1960 aus dem elterlichen Geschäft aus. 1979 verließ Kurt Müller den Betrieb und zog mit seiner Frau ins Haus seiner Schwiegereltern. Seither genießt das Paar seinen Ruhestand.
Viel Zeit und Liebe fürs traute Heim
So groß ihr Wunsch auch war, Kinder haben sie nicht. „Es hat nie geklappt“, sagt Kurt wehmütig und fügt hinzu: „Künstliche Möglichkeiten gab’s noch nicht.“ So konnte das Paar mit viel Zeit und Liebe das alte Haus modernisieren. Heute verlassen beide nur noch selten ihr Heim, und dann „nur wenn wir zum Arzt müssen“, sagt Irmgard Müller. „Aber wir haben ein gutes Verhältnis zu unseren Nachbarn und unserer Nichte“, ergänzt Kurt. „Alle helfen, gehen für uns einkaufen, helfen uns beim Baden.“ Irmgard Müller: „Wir sind froh, wenn wir ohne Schmerzen durchkommen.“ Die heutige Feier zur Eisernen Hochzeit findet zu Hause im Kreis der Familie statt.
Auf die Frage nach dem Rezept einer so langen, glücklichen Ehe antwortet Kurt stolz: „Wir haben uns immer geliebt. Streitigkeiten kennen wir nicht. Ohne einen Kuss geht kein Tag zu Ende.“ Irmgard ergänzt: „Das wird schwer, wenn einer von uns mal gehen muss.“ Lächelnd fährt sie fort: „Im Großen und Ganzen ist das Altwerden ja nicht schlimm, wenn nur die Nebenwirkungen nicht wären.“