Oberhausen. .

In der Bäckerei gegenüber war die Verwirrung groß. Immer wieder kamen Kunden an die Brötchentheke und stellten ein ähnliche Frage: „Dieser Laden, da gegenüber. Der mit den bunten Gefäßen. Was ist das nur für ein Geschäft?“

Dann bekamen die Besitzer des Bestattungsunternehmens Brauckmann Besuch aus der Backstube. „Sie müssen uns unbedingt verraten, was es damit auf sich hat, lautete die Frage“, erzählt Peter Brauckmann. Die bunten Urnen im Schaufenster haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Sie fallen auf.

Zunächst Respekt vor dem Thema

Rund 120 Schüler des Sophie-Scholl-Gymnasiums haben sich in den neunten Klassen an dem ungewöhnlichen Projekt beteiligt: Sie haben die Urnen im Unterricht gestaltet, die nun die Schaufenster des Unternehmens zieren.

„Zuerst hatten wir vor dem Thema Respekt. Doch schnell haben wir gesehen, dass wir etwas Besonderes machen konnten“, sagt die Schülerin Laura Gralik. Die Pädagogen Jörg Hentschel und Ute Sattler suchten den Kontakt zu den Sterkrader Bestattern, die auch in den Klassen über ihre Arbeit berichteten. „Wir haben nicht nur die Gestaltung der Urnen im Unterricht einfließen lassen, sondern das Thema im Religionsunterricht begleitet“, sagt Ute Sattler.

Deutlich wurde: Oftmals ist der Tod immer noch ein Tabuthema, über das nicht gesprochen wird. Gerade diese Distanz bauten die 14 und 15 Jahre alten Schüler während des Projektes jedoch schnell ab, berichten die Lehrkräfte. Insgesamt beschäftigten sich die Jugendlichen mit knapp 70 aus Stahlblech bestehenden Urnen, die mit Acrylfarben, aber auch Stoffen und Glitzermaterial nach eigenen Ideen gestaltet werden konnten.

Kunden wollten bunte Urnen bereits kaufen

Dabei zeigten die Werke deutlich, dass der Tod nicht immer mit Dunkelheit und den entsprechenden dunklen Farben verbunden ist. Viele nutzten helle Töne, zum Teil auch grelle Gesellschaftskritik. Die Urne mit dem Namen „Germany’s Last Topmodel“ griff den „Magerwahn“ für die oft vorgegaukelte Idealvorstellung des Körpers auf.

Die Bestatter von Brauckmann zeigten sich von den Ideen beeindruckt. „Wir haben früh gemerkt, dass die Urnen für Aufmerksamkeit sorgen“, sagt Peter Brauckmann. „Schon beim Aufbauen der Urnen in unserem Schaufenster haben uns Leute darauf angesprochen. Fahrer haben beim Warten an der Ampel die Scheibe heruntergekurbelt und genauer hingeschaut.“ Mehr noch: „Es gab schon Kunden in unserem Ladenlokal, die eine bunte Urne kaufen wollten.“ Die Werke sind als mutige Ausstellung an der Neumühler Straße in Sterkrade zu sehen. Eine Idee, die Schule machen könnte.