Oberhausen. .

Warme Räume statt kalte Friedhofshallen, intensive Beratung statt schneller Abfertigung. Wie sehr sich der Beruf des Bestatters in 100 Jahren verändert hat, ist an dem Sterkrader Unternehmen Brauckmann deutlich zu erkennen.

Mit einem modernen Imagefilm präsentieren die Brüder Peter (52) und Heiner (45) Brauckmann ihr Angebot und die siebenköpfige Belegschaft - professionell und freundlich.

Als Opa Josef Brauckmann 1911 die Tischlerei gründete, die naturgemäß auch Särge anfertigte, wäre so ein offener Umgang mit dem Beruf noch lange nicht möglich gewesen.

„Damals begrüßte Opa samt Schreinerschürze die Kundschaft, trank mit ihnen einen Schnaps und sprach kurz über den Sarg“, berichtet Peter Brauckmann. Mit individueller Trauerbegleitung hatte das nichts zu tun.

Doch schon die nächste Generation (ab 1962) begann zu modernisieren. „Nach dem Krieg wollten die Leute plötzlich jemanden haben, der die unangenehmen Dinge erledigte“, sagt Heiner Brauckmann.

Dennoch blieb der Bestatterberuf allgemein als „Totengräber“ verpönt. Auch für die Brüder Brauckmann, die in dritter Generation den Betrieb fortführen, war der Umgang mit dem Beruf der Eltern nicht immer leicht. „Ich selbst hatte nie ein Problem damit, schon als Vierjähriger Ostereier zwischen Särgen suchen zu müssen - spätestens in der Schule wurde man damit aufgezogen“, erzählt Peter Brauckmann. Daher habe er als Beruf des Vaters immer „Schreiner“ angegeben.

Auch seine erste Berührung mit dem Beruf war für ihn nicht einfach. „Als ich das erste Mal einen Toten berührte, war das schon komisch - aber nicht schlimm“, sagt der gelernte Kaufmann Brackmann.

In den Beruf gedrängt fühlten sich die beiden aber nie. Während Peter Brauckmann eine kaufmännische Ausbildung, dann die Fachprüfung zum Bestatter machte und studierte, ging sein Bruder Heiner den klassischen Weg - er ist Schreinermeister.

Kennzeichen von „Brauckmann Bestattungen“, so sagt der Ältere, sei immer der Geist gewesen, der Veränderung hervorbrachte. Noch heute arbeiten sie am Imagewechsel des Berufes. Mit viel „psychologischem Fingerspitzengefühl“ gehen sie in die Beratung - egal ob im Trauerfall oder in Vorsorgegesprächen. Sie gehen auf Wünsche und Vorstellungen ein - ohne dabei den Blick auf die Finanzen zu verlieren. Ein angemessenes Niveau sei ihnen wichtig. „Billig-Angebote“ seien nicht ihr Ding. „Unser Konzept ist da anders. Dennoch scheuen wir nicht, offen über Preise zu informieren“, sagt Peter Brauckmann. Sogar im Internet veröffentlichen sie diese - zur Verwunderung von Konkurrenz und Kundschaft.

Nach 100 Jahren sind die Brauckmänner Begleiter in einer sehr schweren Lebensphase - und nehmen diese Verantwortung ernst. Eine Jubiläums-Party halten sie für unangemessen. Auch diese Einstellung gehört zu ihrem Image.