Oberhausen. .
Die Bestattungskultur ist im Umbruch, und das lässt sich auch an der Zahl der Beisetzungen ablesen: Die ging in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurück. So fanden im Jahr 2008 insgesamt 2776 Bestattungen statt, ein Jahr später waren es 2700. Nur noch 2527 Bestattungen zählte die Stadt im letzten Jahr. Ein Grund ist der Rückgang der Bevölkerungszahl.
Ein weiterer: Neue Trends haben Einzug gehalten in das Bestattungswesen. Immer weniger Menschen wollen nach ihrem Tod in den einst üblichen Reihen- oder Familiengräbern bestattet werden. Der Trend zur Urnenbestattung hält an, sie wird inzwischen in 36,6 Prozent der Sterbefälle gewünscht. Die klassische Bestattung im Wahlgrab mit Sarg wird nur noch in zehn Prozent der Sterbefälle durchgeführt.
Während in Städten wie Bochum die Gebühren für Bestattungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind, gilt die Oberhausener Friedhofsgebührensatzung seit 2006. Demnach wird für ein Reihengrab neben 355 Euro Nutzungsrecht noch 506 Euro für die Grabbereitung fällig. Ein Urnenkolumbarium kostet 955 Euro (einschließlich einmaliger Erwerbskosten) plus 92 Euro für die Grabbereitung.
Fünf Friedhöfe in Oberhausen
Ein dritter Aspekt ist der Bestattungstourismus in die Niederlande. Angehörige lassen ihre Verstorbenen in Privatkrematorien verbrennen.
Und so verändern die Friedhöfe ihr Gesicht. Fünf Friedhöfe stehen den Oberhausenern zur Verfügung, von denen der Westfriedhof mit 35 Hektar der größte und der Alstadener Friedhof mit 3,6 Hektar der kleinste ist. Bisher sind im städtischen Haushalt 1,8 Millionen Euro pro Jahr für den Erhalt und die Pflege der städtischen Friedhöfe kalkuliert, erklärt Alexander Höfer, Sprecher der für den Erhalt der Friedhöfe zuständigen Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM).
„Inzwischen stellt sich auch in Oberhausen die Frage: Was tun mit den entwidmeten Flächen auf den Friedhöfen“, erklärt Höfer. Auf allen Friedhöfen gebe es derzeit insgesamt rund 12 Hektar dieser Flächen, die nicht mehr als Gräberfeld benutzt werden. „Solche Friedhofsflächen werden sicher nicht als Bauland ausgewiesen. Das ist weniger eine rechtliche als eine ethische Frage. Eine solche Entscheidung würden viele Menschen auch nicht verstehen. Solche entwidmeten Flächen bleiben als Oasen der Stille erhalten“, sagt Alexander Höfer. Dies sei schon deshalb sinnvoll, „weil unser urbanes Leben ja nicht gerade sehr Grün ist. Und da sind solche Oasen wichtig“.
Veränderungen zu Gunsten der Urnenbestattung
Eine vom Rat der Stadt verabschiedete Friedhofsbedarfsplanung erstreckt sich auf die Jahre 2006 bis 2015. Horst Ohletz, Bereichsleiter Öffentliche Ordnung und zuständig für die Verwaltung der Friedhöfe: „Die Veränderung zu Gunsten der Urnenbestattung im Verhältnis zu Sargbestattungen hat Auswirkungen auf den Flächenbedarf und beeinflusste bereits im Jahr 2006 die Bedarfsplanung.“ Gleichzeitig hat schon damals der Rat der Stadt den parkähnlichen Charakter der Friedhöfe und den Erholungswert für die Bevölkerung hervorgehoben. Ohletz: „Das führte dazu, dass in den Grenzen der bestehenden Friedhöfe Teilflächen herausgelöst und eine Zuordnung zu allgemeinen Grünanlagen vorgenommen wurde.“
Die verbleibenden Bestattungsflächen auf den kommunalen Friedhöfen böten aufgrund der Belegungs- und damit verbundenen Ruhezeiten von 20 bis 30 Jahren momentan keine Möglichkeiten, weitere Flächen anderweitig zu nutzen, erläutert Ohletz: „Strategische Überlegungen, Belegungen zu konzentrieren und so Freiflächen zu erwirtschaften, haben nur perspektivischen Charakter.“