Oberhausen.

Ursprünglich geplant war „Der Exorzist“ nach William Peter Blatty, jetzt wird’s „Fiesta“ nach Ernest Miller Hemingway. Das klingt zwar weniger krass für ein Theater-Projekt in der Kirche, ist aber „ein großes Glück“, sagt Regisseur Tilman Raabke.

Denn: Diese Geschichte über die verlorene Generation der 20er Jahre sei eben Weltliteratur, spiele sprachlich in einer ganz hohen Liga und erzähle viel mehr über Menschen, „die sich verlieben, nicht lieben können, untreu werden, Verrat begehen und unberechenbar sind“ als der US-amerikanische Horrorfilm aus dem Jahr 1973.

Roman in Szene gesetzt

Zusammen mit Christoph Todt, dem jungen Regisseur, der zu Beginn der Spielzeit bereits mit „Dumm gelaufen“ im Malersaal glänzte, setzt Raabke den Roman in Szene, mit dem Hemingway 1927 der literarische Durchbruch gelang. „Wie einen schnell geschnittenen Film“, sagt Todt, werden die Zuschauer die Handlung erleben. „Durch die Dialoge wird klar, was die Personen füreinander empfinden und welche Haltungen sie haben. Es gibt viele Zeitsprünge und Ortswechsel, das ist für die Schauspieler anspruchsvoll. Sie springen von Emotion zu Emotion, können sich in den Situationen nicht zu Hause fühlen, müssen wahnsinnig schnell denken und sich konzentrieren, dürfen sich das aber nicht anmerken lassen. Und: Die ganze Kirche wird bespielt.“

Henry Meyer wird Jake, den Helden und Erzähler spielen, einen US-amerikanischen Journalisten, der in Paris lebt. Ellen Céline Günther als Lady Ashley wird „super sexy auftreten“, verspricht Kostüm-Bildnerin Elisabeth L. Gers. „Nicht historisch, aber sehr expressiv“ seien die Kostüme. „Wie würden die Leute im Künstlermilieu heute aussehen?“ Diese Frage habe sie sich gestellt. Um sich Anregungen zu holen, habe sie sich in Modeblocks der Metropolen umgeschaut. Das Ergebnis: „Trotz der verschiedenen Strömungen gibt es gleiche Zeichen.“

„Fiesta“ in der Lutherkirche

Warum wird „Fiesta“ in der Lutherkirche und nicht auf der Theaterbühne aufgeführt? „Das ist keine affige Idee von uns, sondern Wunsch der Kirche, eine Tradition wieder zu beleben“, sagt Raabke. Nach der „Judenbuche“ von Annette Droste Hülshoff und Kafkas „Verwandlungen“ handele es sich um die dritte Theater-Kooperation mit der Lutherkirche, die übrigens auch gleichzeitig als Gemeindehaus fungiert und während der Aufführung altarfrei sein wird. Ein Tisch wird zum Bühnenbild (verantwortlich: Caroline Forish). Er wird Kneipe, Strand oder Stierkampf-Arena.