Oberhausen. . Gravierende Veränderungen stehen dem kulturellen Viertel Oberhausens bevor. Hajo Sommers wird als Mieter der Theaterkneipe “Falstaff“ aussteigen. Das Ebertbad wird er aber weiterführen. Nun aber nicht mehr mit Susanne Fünderich. Die hört nach 15 gemeinsamen Jahren auf und will sich einer neuen Herausforderung stellen.

An lauen Frühlingsabenden ist es unangestrengt und beschaulich am Ebertplatz: Wenn der Autoverkehr langsam abebbt, zwischen „Ollis Büdchen“ und den Toren des Theaters Spaziergänger ihre Runde drehen und sich vor dem Restaurant „Giu“ gluckernd Weingläser füllen. Normalerweise müsste Mitte März langsam die Zeit der Singvögel-Beobachter beginnen, doch die Sache hat einen Haken: T-Shirt-Wetter ist nicht in Sicht und die Zeiten im kulturellen Viertel stehen auf Sturm. Susanne Fünderich wird das Ebertbad zum 1. Juli verlassen.

Keine Frühlingsgefühle

Hajo Sommers hat mit seiner Ankündigung als Mieter der Theaterkneipe „Falstaff“ auszusteigen in der Oase kultureller Gemütlichkeit bereits einen Orkan entfacht. Viele Gäste des Falstaffs sammeln derzeit Unterschriften, bedauern das nahe Ende ihres Lieblingsortes zwischen Ebertstraße und Will-Quadflieg-Platz. „Mir haben einige recht deutlich gesagt, was sie davon halten. Etwa, ob ich noch alle auf’n Zaun hätte“, sagt Hajo Sommers. Auch Frühlingsgefühle sind nicht mehr das, was sie einmal waren.

Die Signale stehen stattdessen auf Kulturschock. Erst das Falstaff, nun das Ebertbad? „Susanne Fünderich und ich haben das Ebertbad 15 Jahre lang zusammen geführt“, sagt Sommers – und beruhigt: „Ich mache alleine weiter!“ Susanne Fünderich widmet sich einer neuen Herausforderung, wird dabei der Künstler- und Kleinkunstbranche aber die Treue halten.

Keine Sorgen um das Ebertbad

Der Spielbetrieb des beliebten Kleinkunst-Tempels soll sich durch das Ausscheiden Fünderichs nicht verändern. Es ist ein freundschaftlicher Abschied. Sommers: „Susanne und ich sind einer Meinung: Um das Ebertbad machen wir uns keine Sorgen.“

Anders sieht es einige Meter weiter aus. Sommers hat die Entscheidung das Falstaff nach acht Jahren Ende Juli aufzugeben wohl durchdacht. Ein Grund sind Meinungsverschiedenheiten mit Intendant Peter Carp über den Betrieb der Theatergastronomie.

Vom Bootshaus gelernt

Hinzu kommen auch die Veränderungen im Ebertbad. „Mir fehlen einfach 50 Prozent meiner Arbeitskraft.“ Aus dem Dilemma mit der Gastronomie „Bootshaus“ am Rhein-Herne-Kanal habe er gelernt.

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„Das tut mir heute noch in der Seele weh. Damals habe ich mich um das Ebertbad, RWO, Falstaff und das Bootshaus gekümmert. Das war genau eine Sache zu viel. Dass es nicht funktioniert, hätte nicht sein müssen.“

Der jetzige Schritt sei nicht einfach. Sommers: „Ich wollte immer einen Laden mit der Altersstruktur von 18 bis 100 Jahren. Theatergäste, Leute aus dem Viertel, der Normalo, der auf ein Pils und Korn herüberkommt genauso wie der Typ aus dem Bunker, der die Mütze verkehrt herum trägt. Das ist für mich eine Kneipe. Dafür bin ich Ruhrgebiets-Kind!“

Schlechtes Gewissen nicht abgelegt

Das Personal hat die Kündigungen nun auch schriftlich erhalten. Viele Aushilfen seien seit 2005 dabei. „Das war ein Punkt, über den man mich vielleicht hätte umstimmen können.“ Das schlechte Gewissen könne er nie so ganz ablegen. „Du fängst an zu überlegen. Du hast im Hinterkopf, dass du dir für dein eigenes Viertel gerade ein neues Problem baust.“ Zeit zum Grübeln? „Du kannst niemals nie sagen! Aber das Thema ist durch.“

Sommers würde sich vielmehr über einen zeitnahen Nachfolger freuen, damit die Türen ab August nicht geschlossen bleiben. „Mit zunehmenden Alter werde ich immer mehr zu einem Viertelkind, weil ich nicht erst irgendwo hinfahren möchte, um mein Bier zu trinken.“ Ein Satz, der an die unangestrengte und beschauliche Stimmung auf dem Ebertplatz an einem Frühlingstag erinnert. Irgendwie.