Oberhausen. Carp und Raabke gelingt eine mutige und krasse Inszenierung von „Kabale und Liebe“ im Großen Haus. Die Schauspieler zeigen vor einer fantastischen Bühne in Hysterie getriebene Figuren

. Großartiges Schauspiel auf einer fantastischen Bühne, die enorme Anziehungskraft ausübt und den Zuschauer zwischen Abgrund und Hoffnung schwanken lässt – das bietet die Inszenierung von Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“, die im Theater Premiere feierte. Die Darsteller agieren in historischen Kostümen, nur wenige Requisiten braucht es, um den Schauplatz des 19. Jahrhunderts zu zitieren.

Ein Klassiker ist ein Klassiker ist ein Klassiker: Wie Jazz-Musiker mit großem Respekt vor den Altmeistern und dem gleichzeitigen Drang, etwas Neues zu erschaffen, gehen Intendant Peter Carp als Regisseur und Dramaturg Tilmann Raabke ans Werk. Ihr Ziel, junge Leute zu überzeugen von diesem Stück um Macht, Eifersucht und Intrige, und denen, die es kennen, neue Ansätze zur Auseinandersetzung zu liefern, erreichen sie. Ihre mutige und krasse Hervorhebung der kranken Psyche der in Hysterie getriebenen Figuren sorgte auch für Diskussion.

Getriebener Präsidentensohn

Lässt sich eine die Grenze zum Missbrauch überschreitende Vater-Tochter-Liebe aus dem Stoff herauslesen? Oder ist sie nur dem Interesse geschuldet, Bezüge zur Abartigkeit des Menschseins herzustellen, die in unserem Leben immer wieder für Erschrecken sorgen?

Egal, welche Position der Zuschauer einnimmt, mit großer Ehrfurcht würdigt er die Leistungen der Schauspieler. Sergej Lubic, erstmalig zu sehen in einer tragenden Hauptrolle, gelingt ein glaubwürdiger von Sturm und Drang getriebener Präsidentensohn Ferdinand von Walter, dessen große Liebe zur bürgerlichen Musikertochter Luise ihn anfällig macht für extreme Eifersucht, zum Mord bereit.

Céline Günther, neues Mitglied im Ensemble, nutzt die Rolle der zwischen Moral und Freiheit, Liebe zu Ferdinand und abgöttischer Vaterliebe gefangenen Luise ebenfalls, um zu beweisen, dass sie eine sehr gute Charakterdarstellerin ist.

Allen Beteiligten scheint die jeweilige Rolle auf den Leib geschrieben zu sein. Manja Kuhl ist eine hinreißende Lady Milford, Anja Schweitzer überzeugt als kleinbürgerliche Frau Miller mit Aufstiegshoffnung und Jürgen Sarkiss als Musiker Miller, der seine Frau malträtiert und die Tochter anbaggert. Henry Meyer gibt dem Präsidenten etwas Teuflisches. Mit Martin Hohner als schleimiger ekliger Sekretär Wurm, Torsten Bauer als feiger Hofmarschall Kalb, Susanne Burkhard als neugierige Kammerjungfer der Lady und Hartmut Stanke als Kammerdiener, der die Moral einfordert, sind auch alle weiteren Rollen bestens besetzt. Die wunderbare Ensemble-Leistung aller Beteiligten überzeugt auf ganzer Linie.

Karten und Termine

Schöpferin der wunderbaren Bühne ist Caroline Forisch, die Kostüme entwarf Gertrud Rindler-Schanti.

Weitere Aufführungen von „Kabale und Liebe“ sind am 25. Januar, 2., 20. und 28. Februar jeweils um 19.30 Uhr sowie am 17. Februar um 18 Uhr im Großen Haus des Theaters zu sehen. Kartentelefon: 8578 184.