Oberhausen. . Der Auftakt ist vielversprechend, doch dann geht’s steil bergab. „Alle im Wunderland“, Schorsch Kameruns mit Profis und 24 Laien in Szene gesetztes theatrales Bürgerkonzert, scheitert bei seiner Uraufführung auf ganzer Linie. Die Buh-Rufe nach der Premiere im Großen Haus des Theaters sind berechtigt.

Mit einer Endlos-Schleife aus Werbesprüchen bekannter Freizeiteinrichtungen der Bezahl-Kultur wird das Publikum durch laufende Monitore eingestimmt. Kommen Sie gestresst, gehen Sie entspannt. Dann erscheint Zeitfresser (Sergej Lubic) als Conferencier. Höchst charmant verspricht er: „Sie werden Dinge sehen, die Sie alles noch mal anders betrachten lassen.“ Er öffnet die Tür, hinter der das Wunderland liegt: Die „Wunschmaschine, Spielort für Kinder- und Erwachsenen-Seelen, wo jeder das sein kann, was er sich schon immer wünschte“, verbreitet, in ein fantastisches Lichtspiel eingetaucht, Mega-Vergnügungsparkatmosphäre.

Doch dann wird klar: Der Ort für Abtrünnige, gespielt von den Laien, die der Hektik des alten Lebens entfliehen wollen, ist noch im Entstehungsprozess. Tische, Stühle werden angeschleppt, Teppiche ausgerollt, Pflanzen drapiert. Das dauert so lange, dass das Zuschauen langweilig wird. Während die Abtrünnigen sich nun der Suche nach dem Wunschleben hingeben, Tänze ausprobieren oder Waffeln backen, spielen und singen Alice alias Brandy (Manja Kuhl), das Medium (Anja Schweitzer), Wunderland-Chef Könner (Eike Weinreich) und der Zeitfresser. Brandy sucht Gemeinschaft, Könner und das Medium überzeugen sie davon, im Wunderland auszuprobieren, was sie glücklich macht. Ob sie es findet, bleibt geheim.

Die Freude ist am größten, wenn das Stück vorbei ist

Mit Dialogen mit Wort-Neuschöpfungen und Sprüchen wie etwa dem vom Glas, das halb voll ist, nimmt das Wunderland-Stück seinen Lauf mit platten Regional-Bezügen: „Wenn Silvester fällt auf den ersten Mai, dann ist Oberhausen schuldenfrei.“ Das Wunderland verschwindet wie es entstand. Die Abtrünnigen bauen es wieder ab, machen Platz für die für Kamerun leider unverzichtbare Gerichtsverhandlung.

Zeitfresser soll verurteilt werden, die Laien müssen das berühmte „Kopf ab“ rufen. Doch es kommt noch schlimmer. In Szene drei kümmert sich das Erfüllungsteam um die wahren Wünsche von Revierbürgern: Doris darf eine Rede im Landtag halten, Christoph mit einer Free-Jazz-Band (Luft)-Gitarre spielen, Klaus RWO trainieren. Das klappt, indem die Personen, auf eine Leinwand projiziert, am Wunsch-Ort agieren, während sie auf der Bühne vorgeführt werden. Peinlich. Am Ende freut sich der Zuschauer, dass Schluss ist mit dem überflüssigen Spektakel.