Oberhausen.

Die schwere Metalltür am Eingang des Gasometers benötigt die volle Körperkraft. Ein Mann ist ganz Gentleman und hält seiner Gattin die Tür auf. „Wie war’s für dich?“ „Riesig!“ Die ersten 6500 Besucher haben sich am Wochenende Christos neuste Idee im künstlerisch erprobten Industrierelikt angesehen.

Für Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz beginnt die Stunde der Wahrheit: „Wir sind sehr gespannt, wie das Publikum reagiert.“ Fernab der Vernissage-Schmeicheleien entscheidet sich schließlich jetzt ganz schnell die Richtung — ob Top oder Flop.

Gemessen an der Warteschlange am Sonntag kann der Verlauf der Wegstrecke klar beantwortet werden. Bereits um 7 Uhr drängen sich Christo-Fans vor dem Gasometer, obwohl dieser erst um 9 Uhr zur Signierstunde angekündigt ist.

Bis zu drei Stunden Wartezeit, lautet das Fazit in den Mittagsstunden. Doch von Verdruss keine Spur. „Ich habe mir schon vor 13 Jahren bei ‘The Wall’ von Christo ein Autogramm geholt. Seine Kunstwerke sind spektakulär, die Chance, ihn persönlich zu treffen, ist sonst gering“, sagt Christel Brauer, die mit Hund „Hasso“ wartet.

Sie hat wie viele andere die WAZ-Zeitungsseite mit Christo-Motiven dabei. Auch Poster und Alben landen auf dem Tisch im abgesperrten Kassengebäude des Gasometers.

Signier-Marathon ohne Murren

„Die Warteschlange hat am Tennisplatz angefangen“, berichtet Maria Lauterbach. Rund 300 Meter ging es im Schritttempo Richtung Künstler. Dieser wirke sehr nett, habe ohne Murren zwei Fotografien in ihrem Album signiert. „Ich bewundere seine Geduld!“

Für die gewünschte Signatur (diese gibt es ausschließlich auf Arbeiten des Meisters) benötigen auch die Besucher einen langen Atem, im „Big Air Package“ selbst kann man dagegen ohne Gedränge durchatmen. Viele stehen mit geöffnetem Mund im Inneren. „Alles ist so weiß, der Gasometer wirkt jetzt viel kleiner. Breite und Höhe heben sich auf“, sagt Rainer Hofenkamp. 90 Meter ragt die begehbare Zylinder-Skulptur in die Höhe, 50 Meter misst die Breite. „Solch ein Luftkissen wünsche ich mir für mein Wohnzimmer“, scherzt Hilde Weimer, während Almut-Maria Köster verrät: „Ich habe mir früher immer gewünscht, dass Christo den schäbigen Bahnhof in meiner Heimatstadt Menden verhüllt.“

Der Gang durch die Luftschleuse ist für Kinder ein spannendes Abenteuer, die Skulptur selbst bleibt durch Überdruck stabil. Für die Fans des 77-Jährigen ist „Big Air Package“ schlicht atemberaubend.

Christo-Ausstellung

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