Oberhausen. . Hohe Anforderungen, miese Bezahlung: Grünen-Politikerin Höhn hat mit einer Praktikanten-Suche (Stundenlohn: vier Euro) eine Debatte über das Gehalt von Praktikanten ausgelöst. Verdi und der Unternehmensverband sehen die Stellensuche kritisch. Rückendeckung gibt es von der Uni Duisburg-Essen.

Die Diskussion über die „Generation Praktikum“ hat mit der ursprünglichen Stellenausschreibung des Oberhausener Kreisverbands der Grünen neuen Auftrieb erhalten. Die Grünen wollten einen Wahlkampfhelfer mit hohen Arbeitsanforderungen nur auf Minijob-Basis für sechs Monate als „Praktikanten“ für ihre NRW-Spitzenkandidatin Bärbel Höhn einstellen. Werden junge Menschen, während und nach ihrem Studium von Arbeitgebern gerne als billige Arbeitskräfte ausgenutzt?

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Laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung aus 2011 gaben 81 Prozent der Befragten, die nach ihrem Examen ein Praktikum absolvierten an, vollwertige Arbeit geleistet zu haben. Drei Viertel sagten, ihre Arbeit sei im Betriebsverlauf fest eingeplant gewesen. 40 Prozent der Praktika waren gänzlich unbezahlt und nur in neun Prozent der Fälle lag die Vergütung über 800 Euro.

Für Verdi-Geschäftsführerin Henrike Greven gibt es also dringenden Handlungsbedarf, weil „da noch ganz viele Dinge ungeklärt sind“. Hohe Leistungsanforderungen müssten entsprechend bezahlt werden. „Wir müssen aufpassen, dass nicht schon auf der untersten Stufe Verwerfungen anfangen“, warnt nun DGB-Regionsvorsitzende Dieter Hillebrand.

Erwartungen der Grünen zu hoch

Der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbands, Wolfgang Schmitz, betont, dass „Praktikanten keine Arbeitnehmer sind und auch nicht als solche behandelt werden dürfen.“ Sie sollten vor allem einen Einblick in die Praxis erhalten. Über die Bezahlung müsse immer im Einzelfall entschieden werden, je nach Länge und Art des Praktikums und der Qualifikation des Praktikanten.

Voraussetzungen für das Praktikum bei den Grünen

  • Aus der Stellenanzeige fürs Grünen-Praktikum: „Wir erwarten selbstständiges Arbeiten, Eigeninitiative, strategisches Denkvermögen und die Fähigkeit, Konzepte zu erarbeiten.“
  • „Wir suchen Studenten mit Erfahrung in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Vorausgesetzt werden sicherer Umgang mit Office-Software, Grafik-Programmen, Online-Kommunikation.“

„In puncto Praktikum sind die einzelnen Branchen unterschiedlich betroffen. Unsere größte Branche, die Metall- und Elektroindustrie, setzt eher auf Ausbildung denn auf Praktika.“ In der Medienbranche sehe es ganz anders aus.

"Eher Referenten- als Praktikantenstelle"

In der ursprünglichen Stellenausschreibung der Grünen seien Anforderungen genannt worden, „die eher eine Referenten- als eine Praktikantenstelle beschreiben. Schon dies ist problematisch“, meint Schmitz. Die Bezahlung habe zudem in einem Missverhältnis zu den Erwartungen des Arbeitgebers gestanden. „Wenn man damit die Positionen der Grünen – etwa beim Mindestlohn – vergleicht, scheint ein Widerspruch sichtbar.“

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Von Christopher Onkelbach

In aller Regel unbezahlt sind Pflichtpraktika, wie sie etwa während des Politikstudiums gefordert werden. „Beim Bachelor sind sechs Wochen, beim Master zwölf vorgesehen“, sagt die Pressesprecherin der Uni Duisburg-Essen, Beate Kostka. Die Arbeitszeit liege dann aber auch deutlich über den 25 Wochenstunden, die die Grünen vorsahen. Die in der Ausschreibung genannten Anforderungen – selbstständiges Arbeiten, Eigeninitiative, Konzepte erarbeiten – nennt sie hoch, aber „noch im Rahmen“.

Wie war Ihr Praktikum?

Laut einem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes aus dem Jahre 2003 steht bei einem Praktikantenverhältnis der Ausbildungszweck im Vordergrund. Ein Praktikant ist in aller Regel vorübergehend in einem Betrieb tätig, um sich die zur Vorbereitung auf einen meist akademischen Beruf notwendigen praktischen Kenntnisse und Erfahrungen anzueignen.

Haben Sie während oder nach Ihrem Studium ein Praktikum gemacht und wie waren Ihre Erfahrungen? Schreiben Sie uns: redaktion.oberhausen@waz.de

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