Oberhausen. Falsche Zielgruppe befragt. Konzept des Jugendhauses sehen sie aber bestätigt

Mitglieder des neuen Bürgervereines „Wir sind Oberhausen“ kritisieren das Gutachten, das kürzlich eine Forschergruppe um den Düsseldorfer Soziologen Ulrich Deinet zur Jugendarbeit in Alt-Oberhausen erstellt hat. Darin hat Professor Deinet unter anderem festgehalten, das Jugendzentren bei jungen Menschen kaum bekannt sind. Anlass der Befragung war die Schließung des Hauses der Jugend im Sommer 2012, in deren Folge die Stadtverwaltung Jugendarbeit im Bezirk neu aufstellen wollte.

Deinet habe die falsche Personengruppe gefragt, kontert Andrea-Cora Walther von „Wir sind Oberhausen“, einem Verein, der aus der Bürgerinitiative zur Rettung des Hauses der Jugend entstanden ist. „Man hat die Personengruppe der Viertklässler völlig ausgeklammert, jene also, die das Haus der Jugend genutzt haben.“ Die Forscher hatten Zehn- bis 18-Jährige an weiterführenden Schulen in Alt-Oberhausen zu ihrem Freizeitverhalten befragt, nicht aber Grundschüler.

Nicht im Umfeld des Hauses gefragt

Auch kritisiert Walther, dass die Befragungen sich nicht direkt ans Umfeld des Hauses der Jugend – dem eigentlichen Auslöser des Forschungsauftrags – gerichtet haben, stattdessen an weiter entfernten Schulen geforscht wurde. Mehr als die Hälfte der befragten Jugendliche besuchte zudem ein Gymnasium. „Gymnasiasten halten sich nur selten in Jugendhäusern auf.“

Trotz aller Kritik: Auch Positives können die Bürger der nicht-repräsentativen Untersuchung abverlangen. So habe sich gezeigt, dass Jugendliche Orte mit viel Platz aufsuchen, an denen sie sich treffen können. „Deshalb gehen sie doch zum Centro, das in Oberhausen so beliebt ist“, sagt Albert Karschti von „Wir sind Oberhausen“. Dies habe auch das Haus der Jugend geboten.

In Verbindung mit dem angrenzenden Sportplatz konnten sich Jugendliche zudem in Vereinen einbringen. 117 der vom Soziologen-Team befragten 329 Jugendlichen hatten angegeben, Vereinssport in ihrer Freizeit zu machen. In Oberhausen sind nach Angaben des Landessportbunds nur 19,7 Prozent der Bevölkerung in Sportvereinen organisiert. Das sind fast zehn Prozent weniger als im Landesdurchschnitt. Walther: „Der John-Lennon-Platz muss als letzter freier Sportplatz in Alt-Oberhausen erhalten bleiben.“

Einlass ins Jugendhaus gefordert

Das Haus der Jugend habe viele gute Elemente besessen, die teils aber nicht richtig genutzt worden seien, gesteht Karschti zu. So seien etwa die Öffnungszeiten nicht ausreichend gewesen: Ein Jugendzentrum müsse auch abends und am Wochenende geöffnet sein.

Im Mai 2012 haben Anwohner beantragt, das Haus der Jugend auf einen möglichen Denkmalschutz zu prüfen. Noch ist darüber nicht entschieden. Nun verlangen die Bürger Einlass ins Jugendhaus: „Es ist lange nicht bewirtschaftet worden, wir wollen wissen, wie es um das Gebäude steht“, sagt Andrea-Cora Walther.

Info: Fax: 855984, wir-sind-oberhausen@live.de, www.facebook.com/WirSindOberhausen.