Oberhausen. Soziologen befragten Alt-Oberhausener Schüler zu ihrem Freizeitverhalten. Magneten sind Centro und Fast-Food-Ketten. Jugendzentren sind unbekannt
Die Stadt Oberhausen sollte sich bei der Entwicklung ihrer Jugendarbeit auch an der Fast-Food-Kette McDonald’s orientieren. Dazu rät Ulrich Deinet, Professor an der Fachhochschule Düsseldorf.
„McDonald’s hat für sehr unterschiedliche Gruppen von Jugendlichen eine hohe Aufenthaltsqualität, es ist ein Magnet. Davon müssen wir lernen können“, sagt der Doktor der Sozialwissenschaften.
Forscher befragten 329 Schüler
Im Auftrag der Stadt Oberhausen hatte Ulrich Deinet mit seinem Forscherteam der Fachhochschule Düsseldorf Schüler über ihr Freizeitverhalten und die Jugendarbeit in Oberhausen befragt. An allen weiterführenden Schulen in Alt-Oberhausen wurden 329 Schüler im Alter von zehn bis 18 Jahren interviewt – das für viele sehr ernüchternde Ergebnis stellte er den Mitgliedern des Oberhausener Jugendparlaments vor.
Besonders überraschende Erkenntnis: Ein Großteil der Schüler kennt die viel gepriesenen Oberhausener Jugendeinrichtungen, ob nun Druckluft, Kurbel oder das kürzlich geschlossene „Haus der Jugend“, gar nicht.
Statt in Jugendzentren halten sich die jungen Alt-Oberhausener vor allem an kommerziellen Orten auf – neben Fast-Food-Restaurants, Marktstraße und Bero-Zentrum heißt das in Oberhausen an erster Stelle: am Centro.
„In keiner anderen Stadt ist ein Ort bei Jugendlichen so beliebt wie das Centro“, sagt Deinet, der schon früher in anderen Kommunen Jugendliche nach ihrem Freizeitverhalten befragt hatte. Von 263 Schülern, die sich zu Lieblingsplätzen in Oberhausen äußerten, haben 156 das Centro als einen Ort beschrieben, an dem sie sich gerne aufhalten. Deinet: „Jugendarbeit muss da sein, wo die Jugendlichen sind und damit auch am Centro.“
Angebote sollen präsenter in sozialen Medien sein
Bundesweit würden Jugendeinrichtungen nur zehn Prozent eines Jahrgangs erreichen. Um dies in Oberhausen zu verbessern, sollten Angebote in sozialen Medien („Facebook“) präsenter sein, da diese stark von jungen Menschen genutzt werden. „Jugendarbeit muss stärker beworben werden.“
Hintergrund der Schüler-Befragung ist die Schließung des städtischen Hauses der Jugend im Marienviertel. Anwohner, Eltern und Jugendliche hatten gegen das Aus des Jugendzentrums im vergangenen Jahr protestiert.
Deinet hält jetzt in seiner Befragung fest: Nur 13 von 263 Jugendlichen, die weiterführende Schulen in Alt-Oberhausen besuchen und überwiegend in dem Bezirk wohnen, haben das Haus der Jugend einmal besucht. 166 und damit mehr als die Hälfte der Jugendlichen gaben an, es nicht zu kennen.