Oberhausen. .

In die Debatte um das marode Haus der Jugend kommt Bewegung. Allerdings scheint der komplette Erhalt des Standortes am John-Lennon-Platz immer weniger wahrscheinlich zu werden. Im Jugendhilfeausschuss am Mittwoch wurde deutlich: Die konkrete Standortfrage der Jugendarbeit in Alt-Oberhausen ist vorerst ausgeklammert. Stattdessen steht nun das bestehende Konzept der Jugendarbeit im Stadtquartier auf dem Prüfstand, erst am Ende der Analyse im Dezember 2012 soll über eine eventuelle Sanierung beschlossen werden.

Die finanzielle Not hat die Stadtverwaltung erfinderisch gemacht: Angesichts der zu erwartenden hohen Summe von 2,8 Mio Euro für eine komplette Sanierung wie sie die OGM im Juni vorlegte, sucht sie nun nach einem „kommunalen Angebot unter Berücksichtigung der Gegebenheiten, Anforderungen und Bedarfe der Kinder und Jugendlichen“.

Völlig ergebnisoffen

Eine Projektgruppe aus den drei Dezernaten Familie, Verwaltungsführung und Finanzen will die vorhandenen Jugend- und Kinderangebote erfassen. Ende September soll diese Phase abgeschlossen sein. Parallel will sie mit dem Jugendhilfeausschuss, der Bürgerinitiative, den Kirchen und Schulen, dem Integrationsrat sowie dem Jugendparlament über bestehende und künftige Angebote im Viertel beraten. Die Ergebnisse sollen im November feststehen. Ende des Jahres könnte also darüber entschieden werden.

Wo die neue Einrichtung entstehen soll und welche Angebote überhaupt bleiben – zwölf Gruppen waren bisher im Haus der Jugend angesiedelt –, ist „völlig ergebnisoffen“, sagt Ulrich Real. Das SPD-Mitglied im Jugendhilfeausschuss begrüßt, dass die Debatte um Jugendarbeit im Viertel von der Standortfrage getrennt wird. „Als das Haus in den 70er Jahren gebaut wurde, gab es andere Ansätze zur Jugendarbeit als heute. Wir müssen uns fragen: Ist ein großes Haus sinnvoll oder gibt es bessere Konzepte, die verschiedene Standorte einbeziehen?“ Damit sei keinesfalls die Aufgabe des jetzigen Standorts gemeint, betont Real. „Es geht um eine Lösung, die auch noch in zehn Jahren zeitgemäß ist.“

Und doch steht hinter der neuen Ausrichtung zum einen ein klarer Spar-Gedanke: Man will mögliche Doppelungen im Angebot, gar Wettbewerb zwischen verschiedenen städtischen und privaten Einrichtungen im Quartier vermeiden.

Nach Interesse kalkuliert

Und zum anderen offenbar ein politisches Versäumnis: „40 Jahre lang blieb die Jugendarbeit nahezu unverändert, man hat sich nicht um sinnvolle Konzepte gekümmert“, kritisiert CDU-Fraktionsgeschäftsführer Hannes Fritsche die SPD und Verwaltung gleichermaßen. Es sei traurig, dass erst der Zustand des Gebäudes zur Neuorientierung geführt habe. Ungeachtet der Kritik, erhält die Stadtverwaltung für das Projekt die Rückendeckung der CDU: „Die Idee, sich die Strukturen vor Ort anzuschauen und über ein neues Konzept zu klären, ob saniert oder nur teilsaniert werden muss, ist besser, als sich an den Ort zu klammern“, glaubt Ulrike Willing-Spielmann (CDU-Fraktionssprecherin).

Fritsche wundert sich jedoch über die Höhe der Sanierungskosten: „Das Bert-Brecht-Haus sollte anfangs nur 2,5 Mio Euro kosten, das Haus der Jugend dagegen 2,8. Es drängt sich der Verdacht auf, dass je nach Interessenslage kalkuliert wird.“