Oberhausen.

„Wer seine Zukunft kennen will, muss aus der Vergangenheit kommen.“ Mit diesem Fazit beendet Astronaut Taylor seine Stippvisite in der etwa 700 Jahre von seinem alten Leben entfernten neuen Wirklichkeit. In der Uraufführung von „Magnet der Affen“, einer Koproduktion der Berliner Bühne „Das Helmi“ und des Oberhausener Theaters im Malersaal, begleiten die Zuschauer ihn auf seiner Suche nach einer besseren Spezies.

Ein Raumschiff ermöglichte es, der Erde zu entfliehen, deren Bewohner, von Hass, Neid, Gier und Sexsucht geprägt, längst zu Staub geworden sein müssen, als Taylor sich die Schlafspritze setzt, um auf dem fremden Planeten zu landen. Mit dem zweiten Steuermann Landon stürzt er sich entschlossen ins Abenteuer. Schon bevor das wirklich beginnt, hat Felix Loycke als Taylor durch seine lockeren zynischen Schilderungen die Lachmuskeln der Zuschauer bereits strapaziert. Das steigert sich noch, als er die Rettungskapsel (Plastik-Reisetasche) mit Handantrieb bedient und sich nach der Landung mit Landon (Franz Rogowski) im imaginären Sternensee einem köstlichen Plansch- und Badevergnügen hingibt.

Frech-frivole Persiflage aufs Leben

Doch das ist nur der Auftakt zum krassen Geschehen, das nun folgt. Wir erkunden mit Taylor die tierisch-menschliche, menschlich-tierische Affen-Gesellschaft, die nur unterentwickelte Menschen kennt, bestenfalls geeignet als Sklaven, Haustiere oder für Forschungszwecke.

Ja, es gibt eine Geschichte, die sogar ein überraschendes Ende nimmt. Doch die Art, wie sie erzählt wird, ist entscheidend für dieses Erlebnis, denn etwas Vergleichbares ist selten auf einer Theater-Bühne zu sehen. Die Bewohner des äffischen Imperiums tragen fantastische Masken oder bewegen Handpuppen während sie agieren, tanzen, singen. Requisiten und Kostüme sind Kunstwerke, einzigartig, schrill, verrückt, schön. Musik und Geräusche werden von den Akteuren im fliegenden Wechsel zwischen Rollenspiel und Klang-Abteilung produziert, die Beteiligten spielen mehrere Charaktere. Das Stück ist eine frech-frivole Persiflage aufs Leben, ein Spektakel zwischen Quatsch und Comedy, das mit Akrobatik, Tanz und viel Musik witzig-fetzig über die Bühne geht.

Dass es „Magnet“ und nicht „Planet“ der Affen heißt, hat diese ungewöhnliche Inszenierung verdient, denn sie ist anziehend. Trotz oder gerade wegen des Wechselbads von Sinn und Unsinn, das der Zuschauer nimmt, fasziniert sie als ungewöhnliches Seh- und Hörerlebnis und wegen der grenzüberschreitenden Leistungen aller Beteiligten.

Weitere Vorstellungen am Sa., 19.1. um 19.30 Uhr, So., 27.1. um 18 Uhr, Sa. 9.2. und Mi. 20.2. jeweils um 19.30 Uhr.