Oberhausen. . In „Dumm gelaufen“ überzeugte sie als verzeifelte, oft auch abgründige Tina, die ungewollt schwanger geworden ist. Ellen Céline Günther ist die Neue des Oberhausener Theater-Ensembles.

Die Mimik, die Haltung, die Sprache. Oh Gott, wie abgründig diese Tina sein kann, wie abstoßend. Und dann sitzt sie plötzlich vor einem, die Schauspielerin Ellen Céline Günther (28), die eben diese Tina in „Dumm gelaufen“ spielt.

Ellen Céline Günther, die Neue am Theater Oberhausen. Von Abgründigkeit findet sich jetzt bei ihr keine Spur. Dafür bemerkt man hinter dem unkomplizierten Auftreten der gebürtigen Berlinerin diese Tiefgründigkeit, diese verletzliche Feinnervigkeit, die Fähigkeit zu erspüren, zu erforschen, wie eine Figur sein könnte, um dann voll und ganz in der Rolle aufzugehen.

Eine Menge Nervenkitzel

„Ich spiele immer zu 100 Prozent“, sagt die 28-Jährige auch prompt. Und: „Ich mag es so viel Energie in die Gedanken- und Gefühlswelten der Figuren zu investieren.“

Natürlich sei das auch anstrengend, aber es sei ihr Beruf. Es sei außerdem eine Menge Nervenkitzel dabei, sich auf die Bühne zu stürzen, sich fallen zu lassen, „zu schauen, wohin es einen treibt“. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man nach einer Probe vieles für die Figur, die man spielen wird, entwickelt hat“, sagt Ellen Céline Günther.

Diese Darstellung von Emotionen auf der Bühne, mache eben auch den Unterschied zum normalen Leben aus. „Da werden Gefühle nur noch wenig ausgedrückt“, bedauert sie.

„Ich bin total der Sucher“, sagt die Schauspielerin. Sie will ihre Figuren facettenreich, nicht schwarz-weiß. So wie diese Tina eben, die auch anders sein kann, die man manchmal sogar versteht, zuweilen mag.

Ellen Céline Günther selbst mag auf jeden Fall das Theater Oberhausen. „Ich mag, was hier gemacht wird.“ Begriffe wie „ungewöhnlich“, „experimentell“, „sehr fortschrittlich“ fallen. Deshalb wollte Ellen Céline Günther, die in Osnabrück am Theater ihre erste Festanstellung hatte, auch nach Oberhausen. Das Theater samt Team hatte sie zuvor schon als Gast kennengelernt, als sie in „Der Idiot“ mit auf der Bühne stand. „Ich habe mich so angenommen gefühlt wie ich bin.“

Und wie ist Ellen Céline Günther, der schon in der Schule gesagt wurde: „Du musst Schauspielerin werden.“ Die aber nach der Schule erst jobbte, ein Studium begann und nebenbei als Hobby auf der Bühne stand. Die zweisprachig aufwuchs mit einem deutschen Vater und einer französischen Mutter. Die keinen Fernseher besitzt. Die französische Filme mag und die Lebenslust der Franzosen.

Die sich an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin bewarb und zu den 22 Bewerbern gehörte, die von 1500 genommen wurden. Die selbst gar nicht so genau weiß, warum sie zu den Auserwählten gehörte. „Vielleicht, weil es wichtig, dass die unten verstehen, was der Schauspieler ausdrücken will und dass man berührt.“

Wie ist sie, was ist sie? Schauspielerin auch im richtigen Leben? „Es spielt doch auch in anderen Berufen jeder seine Rolle“, sagt die 28-Jährige. Sie schaltet ab, wenn sie liest oder joggt. Ansonsten hat sie sich für ein Leben unter dem Motto „Ich und das Theater“ entschieden. Und jetzt freut sich Ellen Céline Günther auf die Premiere von „Kabale und Liebe“ am 18. Januar.