Oberhausen. .
Verrückte Dinge können geschehen, in Geschichten oder auf der Theater-Bühne. Verrückt ist zum Beispiel, wenn ein Gespenst im Keller sitzt. Weniger verrückt ist, dass die große Schwester Lola dem kleinen Bruder Tom das nicht glaubt.
Ganz wenig verrückt ist, dass Lola Toms Entdeckung zum Anlass nimmt, ihm noch ein bisschen mehr als zuvor zu zeigen, dass sie die Erfahrene, Ältere ist.
Noch viel verrückter ist aber, dass Tom eine erwachsene Komplizin findet, für die das Verrückte normal zu sein scheint und die ihn ermutigt, das Gespenst zu vertreiben. Das überrumpelt Tom so, dass er ihr traut... Doch es kommt ganz anders, als Tom es ahnte.
Eine Geschichte, die Millionen Kinder lieben
„Gespensterjäger auf eisiger Spur“, eine Geschichte, die Millionen Kinder lieben, wenn sie sie lesen oder hören, auf der Bühne so lebendig werden zu lassen, dass ihre Fans damit einverstanden sind, ist eine schwere Aufgabe. Fantastisches Kopfkino muss sichtbar werden. Der Regisseurin Jean Renshaw gelingt das in ihrer Inszenierung des Bestsellers von Cornelia Funke großartig, auf der Bühne im Großen Haus unseres Theaters.
Eine Stunde und 20 Minuten lang tauchen kleine und erwachsene Zuschauer in ein Geschehen zwischen Fantasy und Wirklichkeit ein. Sie erleben perfektes Schauspiel, technische Raffinessen, ein bisschen Comedy und eine trotz aller Spannung großartig unaufgeregt erzählte Geschichte, deren Handlung sich völlig logisch entwickelt. Die Musik (Walfried Böcker) spielt dabei eine sehr wichtige Rolle.
Abgedreht, aber höflich
Peter Waros als Tom überzeugt als unsicherer Junge, der im Laufe des Geschehens immer mutiger wird.
Gitte Reppin als Schwester Lola, zwischen Verachtung des kleinen Bruders und Neugierde auf das, was ihn antreibt, scheint in ihrer Rolle aufzugehen. Anna Polke entfaltet als erfahrene Gespensterjägerin Hedwig Kümmelsaft magische Kräfte.
Die Gespensterjägerin erobert die Herzen der Zuschauer ab dem ersten Auftreten. Etwas abgedreht, aber doch höflich und bestimmt. Wenn Mütter doch wenigstens manchmal so wie sie wären, dann würde jedes Kind Tee trinken, obwohl es ihn nicht mag.
Unbedingt ansehen
Klaus Zwick als mittelmäßig unheimliches Gespenst Hugo, erzählt sein Schicksal, dass er unfreiwillig in Toms Keller landete, herzzerreißend gespenstisch-schön, so, dass man ihn einfach lieben muss.
Kümmelsaft, Tom und Hugo sind ein unschlagbar witzig-sympathisches Team. Fazit: Gespensterjäger ist ein Hit, der in der ersten Kinder- und Jugend-Weihnachtsstück-Liga spielt. Unbedingt ansehen oder noch mal reingehen.