Oberhausen..

Ab heute sind sie ein Jahrgang, ein doppelter Abiturjahrgang: Die letzten Gymnasiasten in Oberhausen, die nach 13 Jahren die staatliche Hochschulreife erwerben und der erste Durchgang, der nach zwölf Jahren zu den Abiturprüfungen antritt. Damit werden im Frühjahr 2013 rund 1020 Schüler in dieser Stadt Abitur machen. Zum Vergleich: Vor den Sommerferien verließen in Oberhausen rund 550 Abiturienten die Sekundarstufe II.

„Das wird ein ganz normales Abitur, ihr schafft das!“ Mit dieser Botschaft will sich Michael von Tettau, Direktor des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums und Sprecher der fünf Oberhausener Gymnasien, heute in den Vollversammlungen an die Schüler wenden. Mit Blick auf die nächsten Wochen sehen die Schulleitungen die Lage recht entspannt und sind gut vorbereitet.

Engpässe bei Fachräumen und Turnhallen

Es knirscht zwar an der ein oder anderen Stelle – so berichtet Rolf Winkler vom Heinrich-Heine-Gymnasium von Engpässen bei Fachräumen wie der Turnhalle oder Naturwissenschaftsräumen – aber insgesamt laufe der Betrieb nach den vielen anfänglichen Umstellungsproblemen. „Positiv müssen wir vermerken, dass wir uns über die Ausstattung mit Lehrern für den doppelten Jahrgang nicht beschweren können“, sagt Michael von Tettau.

Schwieriger wird die Situation zum Ende des Schuljahres hin, wenn die schriftlichen und mündlichen Prüfungen der Doppel-Abiturienten anstehen. „230 Schüler machen bei uns gleichzeitig Abitur“, sagt Bertha-von-Suttner-Leiter Michael von Tettau, „das sind zum Beispiel 230 mündliche Prüfungen, die jeweils eine halbe Stunde dauern“.

Alles soll fair zugehen

Da die oberste Maxime laute, dass alles fair zugeht und unter den gleichen Bedingungen wie für andere Abiturjahrgänge, müssten die Prüfungen auf mehrere Tage verteilt werden. „Wir können die Lehrer nicht erst morgens unterrichten und dann die Prüfungen nachmittags stattfinden lassen“, so von Tettau.

„Wir werden die Eltern der anderen Schüler also frühzeitig darüber informieren, dass es im Mai/Juni 2013 verstärkt zu Unterrichtsausfall kommen kann.“ Das bestätigt auch Detlef Sieg, Oberstufenkoordinator des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums: „Wir werden die Schule für die drei Prüfungstage dicht machen müssen, alle 77 Kollegen sind eingeteilt.“ Ein Betreuungsangebot für die fünften und sechsten Klassen in dieser Zeit sei aber in Vorbereitung.

Mottowochen und Abischerze teilweise abgeschafft

Ein „heißes Eisen“, sagt Michael von Tettau, „sind auch die Motto-Wochen und der Abischerz“. In den letzten Jahren seien die Aktionen der Schüler am Ende ihrer Schullaufbahn hinsichtlich Lautstärke und des Konsums von Alkohol mehr und mehr eskaliert.

„Der Spaß hört auf, wenn wir eine Woche lang keinen regulären Unterricht mehr für die anderen Schüler machen können“, sagt von Tettau. Wenn nun gar doppelt so viele Abiturienten auf den Putz hauen? „In der Schulleiterrunde wollen wir darüber reden, wie wir damit umgehen.“ Immerhin: In Essen haben sich die Schulleiter entschieden, Mottowoche und Abischerz ganz abzuschaffen.

Oberhausener Gymnasien lehnten Umstieg auf G9 ab

Und was ist, wenn der Doppeljahrgang auf den Ausbildungs- und Hochschulmarkt drängt? Schuldezernent Reinhard Frind, Mitglied in den einschlägigen Gremien der Institutionen, berichtet: „Der Tenor von IHK, Handwerkskammer, Hochschulen und der Agentur für Arbeit lautet:

Wir sind darauf vorbereitet, wir kriegen das hin“, sagt Frind. Faktisch seien aber schon in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr 170 offene Ausbildungsstellen weniger gemeldet worden. Persönlich habe er den Eindruck, so Reinhard Frind, dass die Wirtschaft den doppelten Abiturjahrgang als den letzten betrachte, bei dem sie aus einer Fülle von Bewerbern Fachkräfte rekrutieren könne.

Mit Start dieses Schuljahres können Schüler das Abitur nach 13 Jahren nur noch an den vier Gesamtschulen in OB machen.

Ende 2010 konnten die Gymnasien in NRW beantragen, im Rahmen eines Schulversuchs wieder von acht auf neun Jahre (G 9) umzusteigen. Dies lehnten alle Oberhausener Gymnasien einmütig ab.