Oberhausen. 25 zusätzliche Seminarplätze könnten bald in der Gasometerstadt entstehen. Weil jedoch dieoffenen Stellen stark zunehmen, droht weiter ein massiver Fachkräftemangel.

Gut ausgebildete Altenpfleger sind rar. Daher will NRW die Schulplätze an den Fachseminaren um 1500 auf insgesamt 10.800 Plätze aufstocken. Auch am Fachseminar der Arbeiterwohlfahrt in Oberhausen könnten so 25 weitere Ausbildungsplätze entstehen – wenn das Land den entsprechenden Antrag durchwinkt. Ob dies dann allerdings ausreicht, um den Fachkräftebedarf in der Stadt zu decken, ist fraglich. Denn aktuell weist die Statistik der Arbeitsagentur allein für examinierte Altenpfleger 54 offene Stellen auf – vor einem Jahr waren es noch 34.

„Wir haben derzeit 30 Bewerber, die wir nicht mit einem Seminarplatz versorgen können. Und täglich rufen weitere Interessenten an“, skizziert Fachseminarleiterin Gabriele Tenbrink die aktuelle Situation. Ihre Einrichtung bildet derzeit insgesamt 250 Altenpfleger und Altenpflegehelfer aus. „Unsere Absolventen können immer unter mehreren Angeboten auswählen. Manche Betriebe suchen wochenlang, bis sie eine freie Stelle besetzen können.“

Kein Fachkräftemangel spürbar

Von einer Pflegedienstleiterin ist ferner zu erfahren, dass sich insbesondere bei Pflegeeinrichtungen, die noch frisch am Markt sind, die Mitarbeitersuche mitunter äußerst zäh gestaltet. Längst würden auch Anwerbe-Prämien bezahlt.

„Im Pflegebereich ist der Arbeitsmarkt quasi leer gefegt“, konstatiert Josef Bergmann, Leiter des Haus Abendfrieden. Seine Einrichtung sei vom Fachkräftemangel bislang nur verschont geblieben, weil jedes Jahr drei bis vier Auszubildende fertig würden. „Die Lage kann sich aber schnell verschärfen“, so Bergmann, der auf eine Hochrechnung verweist, nach der von 2005 bis 2025 weitere 84 stationäre Pflegeplätze in Oberhausen benötigt werden.

Ein einheitlicher Berufsabschluss

Um ihren Fachkräfte-Bedarf zu decken, greifen die Alteneinrichtungen der Stadt (ASO) in Spitzenzeiten bereits punktuell auf Zeitarbeitsunternehmen zurück, wie ASO-Geschäftsführer Udo Spiecker berichtet. Und obwohl es derzeit keine freien Stellen in seinen Häusern gibt, lässt Spiecker keinen Zweifel daran, dass ein solider Bewerber bei ihm jederzeit eine reelle Chance auf eine Anstellung hat. „Alles andere wäre von unserer Seite aus grob fahrlässig.“

Trotz der angespannten Personalsituation, halten die Oberhausener Pflegeexperten jedoch nichts davon, die Ausbildung zum Altenpfleger von drei auf zwei Jahren zu verkürzen. „Das wäre der völlig falsche Ansatz und ginge einzig auf Kosten der Qualität“, so Spiecker. Auch die Pläne der Politik, die Alten- und Krankenpflege-Ausbildung in einem einheitlichen Berufsabschluss zusammenzuführen, werden mit Skepsis gesehen. „Viel wichtiger ist, dass dieses Berufsbild insgesamt mehr Anerkennung bekommt“, so Gabriele Tenbrink, die auch die mäßige Bezahlung anprangert: Aktuell bekomme ein Berufsanfänger inklusive Schichtzulagen nur rund 2.200 Euro brutto im Monat.