Oberhausen. Alt-Oberhausen droht durch den Klimawandel zur Temperaturhochburg zu werden. Neue Grün- und Wasserflächen sollen dem entgegenwirken
Die Auswirkungen des Klimawandels scheinen weit weg zu sein: Dass etwa die Arktis bald im Sommer eisfrei sein wird oder die Wüstenbildung in allen Teilen der Erde zunimmt, scheint erst einmal ein Thema für die Weltpolitik und Klimakonferenzen wie in Doha zu sein.
Doch auch Oberhausen wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu spüren bekommen, was steigende Temperaturen bedeuten. So werden sich Hitzeinseln bilden, die an die Stadtplanung gerade in der Alten Mitte besondere Anforderungen stellen werden. Das geht aus Ergebnissen der Universität Duisburg-Essen hervor, die im Rahmen des Projektes „dynaklim“ einen Hitzeatlas für Oberhausen erstellt hat.
Gesundheitsaspekte einbeziehen
„Klimaschutz und Klima-Anpassung müssen unbedingt zusammengedacht werden“, sagt Umweltdezernentin Sabine Lauxen. Denn bis zum Jahr 2060 soll die Wärmebelastung in weiten Teilen Alt-Oberhausens, etwa entlang der Mülheimer oder Danziger Straße, deutlich ansteigen.
Oberhausen ist Modellstadt des Projektes „dynaklim“
Das Projekt „dynaklim“ soll Wirtschaft, Verbände, Politik und Verwaltungen in der Emscher-Lippe-Region beim Thema Klimawandel und Klima-Anpassung enger vernetzen. Das Forschungs- und Netzwerkprojekt wird vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung getragen.
Oberhausen ist eine der Modellstädte von dynaklim. In Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie wird die hiesige Stadtverwaltung geschult. Dadurch soll eine Wissensbasis entstehen, die als Grundlage für Anpassungs-Strategien dienen soll.
„Wir wollen anhand des Beispiels der Hitzebelastung zeigen, was Klimawandel konkret für Oberhausen bedeutet. Und vor allem, was passiert, wenn man nichts macht“, schildert Lauxen weiter. „Hierbei muss man immer das Thema Gesundheit im Auge haben“, so Lauxen. „Wohnraum für ältere Mitbürger sollte man nicht in derartigen Hitzeinseln realisieren.“ Dasselbe gelte auch für den Bau von Kindertageseinrichtungen. Denn gerade Menschen in diesen Altersgruppen machen hohe Temperaturen besonders zu schaffen.
Bessere Begrünung
Helmut Czichy, Leiter des städtischen Umweltamtes, zeigt auf, wie man auf die Klimaveränderungen reagieren will. „Es gilt etwa an einer besseren Begrünung zu arbeiten. Das muss nicht nur Gehwegbepflanzung sein. Auch über Grünflächen auf Gebäudedächern sollte nachgedacht werden“, erklärt Czichy.
„Gerade in Alt-Oberhausen, wo die Straßen in einem Schachbrettmuster angeordnet sind, reichen die bestehenden Grünflächen nicht aus.“ Die Stadtplanung vom Beginn des 20. Jahrhunderts zeige inzwischen einige Schwächen.
Platanen könnten zum Auslaufmodell werden
„Das Konzept der Parkstadt ist in einer Zeit entstanden, in der Oberhausen unglaublich schnell gewachsen ist. Die Überlegung war, den Arbeitern direkt vor der Haustür Erholungsmöglichkeiten zu bieten.“ Mit neuen Erkenntnissen ausgestattet, will man dieses Konzept nun in das 21. Jahrhundert heben.
Die althergebrachte Allee mit Platanen auf beiden Seiten könnte zum Auslaufmodell werden. „Wir überlegen, die Platanen gegen andere, geeignetere Bäume auszutauschen.“ Diese sollen schadstoffresistenter sein und weniger stark eWurzeln ausbilden.
Wasserflächen sind wichtig
Es muss bei den Grünflächen aber kein Waldgebiet sein. „Das wäre nicht der richtige Weg.“ Denn gerade Freiflächen mit Bäumen und Sträuchern funktionieren besonders gut. „Dabei wollen wir auch die Aufenthaltsqualität im Auge haben“, so Czichy.
Doch nicht nur grüner soll es werden. Wasserflächen helfen ebenfalls, die Temperaturen zu senken: „Eine Verdunstung bedeutet auch gleichzeitig eine Abkühlung“, erklärt Czichy. Zwar seien Brunnen und Wasserflächen im Unterhalt verhältnismäßig teuer, „aber sie sind enorm wichtig.“