Oberhausen. . Der Klimawandel beschäftigt Forscher weltweit. In urbanen Regionen werden die Auswirkungen stark zu spüren sein. Beim Forschungsprojekt “Dynaklim“ wird auch in Oberhausen daran gearbeitet, das Revier klimafest zu machen.

Künftig wird es heißer, das prognostizieren die Wetterforscher. Der Klimawandel bringt es mit sich: im Sommer höhere Extremtemperaturen, übers Jahr verteilt höhere mittlere Temperaturen. Für eine Großstadt wie Oberhausen bedeutet das: Hitze-Stress. Wo der am größten ist, zeigen Stadtklima-Karten. Da leuchtet die Innenstadt, also der Bereich Alt-Oberhausen, rot auf, soll heißen: Hier heizt sich die Luft tagsüber bei entsprechender Wetterlage besonders auf, nachts kühlt sie sich geringer ab. Für die dort lebenden Menschen vermindert sich die Lebensqualität, starke Hitze belastet vor allem Kinder und Senioren.

Was ist zu tun? Das fragen sich auch die Forscher, die am Projekt „Dynaklim“ mitarbeiten und für das Oberhausen als Modellstadt funktioniert. „Dynaklim“ steht dabei für „Dynamische Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels in der Emscher-Lippe-Region“. Die Wissenschaftler wollen innerhalb von drei Jahren Klimadaten sammeln und daraus Maßnahmen für die Zukunft ableiten. „Handlungsanweisungen für die Kommunen“, sagt Dirk Dütemeyer, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Institut für Geographie der Universität Duisburg-Essen, eins von zwölf weiteren Forschungspartnern im Projekt. Dass Zonen, die besonders dicht bebaut oder „verdichtet“ sind, beim Hitzestress vorne dabei sind und dass Zonen mit viel Grün, weniger zubetonierten Flächen und „verdunstungsaktiven Flächen“ wie Teiche oder Bäche die Hitze mindern - der Fachmann und der Laie ahnen es. Aber die Forscher wollen es genau wissen.

Zum ersten Mal Klarheit für die Region

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„Weil Oberhausen eine typische Ruhrgebietsstadt mit einer typischen Bebauung und Bevölkerungsstruktur ist, haben wir daraus die Modellstadt gemacht“, sagt Dirk Dütemeyer. Der 44-Jährige betreut mit seinen Kollegen seit August 2010 zwölf Messstationen, verteilt übers ganze Stadtgebiet. An der Kläranlage Läppkes Mühlenbach an der Sühlstraße steht eine, auf dem Dach des Evangelischen Krankenhauses, im Gewerbegebiet, im Wald. Ein Jahr lang wird aufgezeichnet: Lufttemperatur, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und -richtung. „Wir konnten schon bis zu sechs Grad Temperatur-Unterschied zwischen den Stationen hier an der Kläranlage und in der Stadt ausmachen“, sagt Dütemeyer. Die Daten sollen nach dem Mess-Jahr in eine Computersimulation eingespeist werden, die zeigen soll „wie die Stadt in Sachen Klima in 30 Jahren aussehen wird“.

Bedrohte Städte

Der weltweit ansteigende Meeresspiegel ist für Banjul, die Hauptstadt des westafrikanischen Staates Gambia, eine besondere Bedrohung: Denn das stetig steigende Wasser und Erosionen könnten dazu führen, dass Banjul im Laufe der Zeit im Meer versinkt.
Der weltweit ansteigende Meeresspiegel ist für Banjul, die Hauptstadt des westafrikanischen Staates Gambia, eine besondere Bedrohung: Denn das stetig steigende Wasser und Erosionen könnten dazu führen, dass Banjul im Laufe der Zeit im Meer versinkt.
Detroit laufen im wahrsten Sinne des Wortes die Einwohner weg: Seit 1950 ist die Bevölkerung der Stadt im US-amerikanischen Bundesstaat Michigan um mehr als die Hälfte auf 910.000 Einwohner geschrumpft. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Bis zum Jahr 2100 könnte Detroit somit vollkommen aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sein.
Detroit laufen im wahrsten Sinne des Wortes die Einwohner weg: Seit 1950 ist die Bevölkerung der Stadt im US-amerikanischen Bundesstaat Michigan um mehr als die Hälfte auf 910.000 Einwohner geschrumpft. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Bis zum Jahr 2100 könnte Detroit somit vollkommen aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden sein. © AP
Venedig, Italiens Stadt auf dem Wasser, sinkt seit über einem Jahrtausend, aber im vergangenen Jahrhundert hat sich das Tempo enorm beschleunigt. In den vergangenen 100 Jahren hat Venedig 24 Zentimeter an Höhe verloren. Niemand weiß, ob Pläne der Regierung, die Stadt vor den Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels zu schützen, tatsächlich funktionieren werden.
Venedig, Italiens Stadt auf dem Wasser, sinkt seit über einem Jahrtausend, aber im vergangenen Jahrhundert hat sich das Tempo enorm beschleunigt. In den vergangenen 100 Jahren hat Venedig 24 Zentimeter an Höhe verloren. Niemand weiß, ob Pläne der Regierung, die Stadt vor den Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels zu schützen, tatsächlich funktionieren werden.
Auch der russischen Stadt Iwanowo nordöstlich von Moskau wandert die Bevölkerung ab. Heute leben in der Stadt, die während der Sowjet-Ära ein Zentrum für Textilprodukion war, noch 448.000 Einwohner. Die Geburtenrate sinkt kontinuierlich und die Sterberate steigt steit 1990 stetig. Weil es in Iwanowo keine moderne Industrie gibt, verlassen viele junge, gut ausgebildete Menschen die Stadt und gehen nach Moskau.
Auch der russischen Stadt Iwanowo nordöstlich von Moskau wandert die Bevölkerung ab. Heute leben in der Stadt, die während der Sowjet-Ära ein Zentrum für Textilprodukion war, noch 448.000 Einwohner. Die Geburtenrate sinkt kontinuierlich und die Sterberate steigt steit 1990 stetig. Weil es in Iwanowo keine moderne Industrie gibt, verlassen viele junge, gut ausgebildete Menschen die Stadt und gehen nach Moskau.
Die mexikanische Hauptstadt Mexico City sinkt - wenn auch nicht ins Meer. Die Stadt liegt auf einer Wasserquelle, die auch der Hauptlieferant von Trinkwasser ist. Jedes Mal, wenn einer der rund 20 Millionen Einwohner einen Schluck Wasser dieser Quelle trinkt, sinkt Mexico City ein kleines Stück mehr - Schätzungen zufolge bereits neun Meter in den vergangenen 100 Jahren. Zudem droht die Quelle langsam auszutrocknen.
Die mexikanische Hauptstadt Mexico City sinkt - wenn auch nicht ins Meer. Die Stadt liegt auf einer Wasserquelle, die auch der Hauptlieferant von Trinkwasser ist. Jedes Mal, wenn einer der rund 20 Millionen Einwohner einen Schluck Wasser dieser Quelle trinkt, sinkt Mexico City ein kleines Stück mehr - Schätzungen zufolge bereits neun Meter in den vergangenen 100 Jahren. Zudem droht die Quelle langsam auszutrocknen. © AP
Für die süditalienische Stadt Neapel ist der Vesuv, dessen Ausbruch einst die römische Stadt Pompeii zerstörte, eine große Bedrohung. Eine Eruption kommt alle 100 Jahre vor - zuletzt brach der Vulkan 1944 aus. In Neapel leben mehr als vier Millionen Menschen, eine halbe Million davon in der sogenannten
Für die süditalienische Stadt Neapel ist der Vesuv, dessen Ausbruch einst die römische Stadt Pompeii zerstörte, eine große Bedrohung. Eine Eruption kommt alle 100 Jahre vor - zuletzt brach der Vulkan 1944 aus. In Neapel leben mehr als vier Millionen Menschen, eine halbe Million davon in der sogenannten "Roten Zone", in unmittelbarer Nähe des Vesuvs.
Wenn Sanddünen fruchtbares Land
Wenn Sanddünen fruchtbares Land "überfluten" spricht man von Verwüstung - ein ernsthaftes Problem in einigen Ländern im südlichen Randgebiet der Sahara. Eine der am stärksten von Verwüstung betroffenen Städte ist Timbuktu in Mali. Mithilfe verschiedener Projekte wird versucht, das Land wieder zu "ergrünen", doch einige Teile der Stadt sind bereits zur Hälfte mit Sand bedeckt.
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„Für unsere Region schafft das zum ersten Mal richtig Klarheit“, sagt Torsten Frehmann. Der 39-jährige Ingenieur arbeitet im Bereich Unternehmensstrategie der Emschergenossenschaft. Der Wasserwirtschaftsverband ist beim Klima-Projekt mit im Boot. Aus Eigeninteresse: Seine Gewässer sind schon heute „Klimaanlagen des Ruhrgebiets mit Kühlfunktion“ (Frehmann). Und: Große Hitze bringt vermehrt Starkregen mit sich, was den Hochwasserschutz, den die Emschergenossenschaft betreiben muss, berührt. Was aber auch die Abwasserkanäle betrifft, die überlaufen, und die Kläranlagen, bei denen viel zu viel verdünntes Wasser ankommt. Jeder Tropfen Regen, der nicht in den Abwasserrohren lande, sondern auf unversiegelten Flächen versickere, sei Gold wert, so Frehmann. Mit dem Leitfaden zur Stadtklimaverbesserung, der entwickelt werden soll, „zielen wir nicht so auf die Bürger ab, sondern auf die Planungsinstanzen in Städten und Unternehmen“.