Oberhausen. . 19 Mal hat Christa Verhufen seit 1978 als Polizeikommandeurin den närrischen Sturm aufs Rathaus angeführt – jetzt reicht sie Kelle und Handschellen an ihre jüngere Kollegin Stefanie Nowak weiter.

Normalerweise sitzt sie in Zivil an ihrem Schreibtisch im Betrugsdezernat und hilft mit, böse Buben dingfest zu machen: Doch an ein paar Tagen im Jahr, da wirft sich Christa Verhufen in eine schmucke Polizei-Uniform, greift zu Kelle und Kopfbedeckung – und stellt sich an die Spitze der jecken Weiber-Bewegung Oberhausens. Insgesamt 19 Mal hat sie an Altweiber als Polizeikommandeurin den Sturm aufs Rathaus angeführt, jetzt gibt sie das Kommando ab: Beim nächsten närrischen Sturm auf die Behörden wird ihre Kollegin Stefanie Nowak die Handschellen klicken lassen.

Eine Oberhausener Besonderheit

Den Ausdruck „Polizeikommandeuse“ hört sie nicht so gern: „Man sagt ja auch nicht Masseuse oder Friseuse.“ Deshalb möchte sie auch lieber nicht Kommandeuse, sondern vielmehr Kommandeurin sein. Ein Titel übrigens, der deutschlandweit nirgendwo sonst in der Narrenwelt zu finden sei: „Das ist wirklich eine Oberhausener Besonderheit, das gibt’s so kein zweites Mal, nicht Mal in Köln oder Düsseldorf“, erzählt Christa Verhufen: „Das ist hier einmal auf Initiative eines Polizeidirektors ins Leben gerufen worden, der fand, man müsse außer dem Rathaus auch die anderen Behörden wie Polizei, Finanzamt und Amtsgericht mit ins närrische Treiben einbinden.“

Närrischer Altmarkt

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    Die erste Kommandeurin war Christa Verhufen nicht, vor ihr hatten schon andere Kolleginnen den Sturmlauf auf die Behörden angeführt. Sie selbst kam 1978 eher unverhofft zu dem „Job“: „Wir hatten damals eine junge Gruppe innerhalb der Gewerkschaft der Polizei gegründet und haben uns in der Stadthalle getroffen – wo der langjährige Hauptausschusspräsident Hermann Kuß Wirt war und die junge Polizistin überredete, das närrische Amt zu übernehmen: „Ein bisschen verrückt war ich halt schon immer“, sagt sie dazu und lacht.

    Mit den Enkeln zum Kinderzug

    Sieben Jahre ausgesetzt hat sie, als ihre Kinder noch klein waren. Dann ging’s weiter. Inzwischen gibt’s zwei Enkelkinder – und mit denen möchte sie auch mal zum Zug gehen können, einfach so. Deshalb hat sie schon länger nach einer Nachfolgerin Ausschau gehalten und dafür seit zwei Jahren ihre Kollegin Stefanie Nowak im Blick. „Irgendwann hab ich gesagt: Okay, ich mach’s“, sagt die 34-Jährige, die in der Personalabteilung arbeitet, Spaß am Karneval hat, aber bislang nicht viel Berührung mit der organisierten Narretei hatte: „Deshalb hab ich die Christa gebeten, mich im ersten Jahr zu unterstützen, bis ich erstmal alle kennengelernt habe.“

    Das tut sie sicher gern, denn manchen Termin im Karneval wird Christa Verhufen demnächst sicher vermissen: „zum Beispiel den Empfang in der Lebenshilfe-Werkstatt in Königshardt. Da kommt soviel Freude zurück.“ Im nächsten Jahr wir man sie sicher irgendwo am Rande des Kinderkarnevalszuges stehen sehen: Vielleicht begleitet von einem Dreikäsehoch im Polizeikostüm...