Oberhausen. .

Karnevalisten gelten allgemein als wetterfühlig: Mit knackiger Kälte können sie leben, aber feuchtes Nass ist nicht gerade beliebt. Daher startete die hiesige Narretei nicht ganz ohne Murren in die tollen Tage. Obgleich die Karnevalisten beim „Närrischen Altmarkt“, der pünktlich um 11.11 Uhr von der Alten Oberhausener Karnevalsgesellschaft gestartet wurde, bestens mit der Nieselregen-Notsituation umgingen. Denn: Schunkeln hilft!

Hauptausschuss-Präsident Heiner Dehorn beglückt sonst bei praller Sonne die Narren zur Weiberfastnacht stets mit einem mittlerweile fest zur Tradition gehörenden Spruch: „Petrus sitzt bei uns im Elferrat!“ In diesem Jahr musste er einen kleinen Zusatz ergänzen: „In diesem Jahr schwächelt Petrus ein wenig.“

Wunder, gibt es immer wieder

Trotzdem tat das der Laune keinen Abbruch, selbst, wenn sich das Feuchtbiotop Altmarkt längst nicht so gut gefüllt zeigte wie noch im Vorjahr. Die „Drei Dötze“ ließen ihrer Stimme und damit der Stimmung freien Lauf. „Viva Colonia“ schallte über den Platz. „Die Frauen haben das Kommando!“ Also betätigten sich die Möhnen als Freiluft-Chor. „Day of Song – Day of Narretei!“ Wunder, gibt es immer wieder.

Die einen feierten, die andern schmorten noch im Klassenzimmer: Denn etwas betrübt begann der Tag für Kinderprinzessin Fabienne I. Die Schülerin des Sophie-Scholl-Gymnasiums hatte entgegen der Tradition der vergangenen Jahre von ihrem Direktor nicht frei bekommen, konnte erst am späten Mittag zu Kinderprinz Nico I. stoßen, der als Solo-Tollität auf dem Altmarkt auftrumpfte.

Eiskalt. Wem es auf dem Markt zu frostig wurde, der nutzte im benachbarten Haus „Wonsyld“ einen närrischen Empfang, um sich aufzuwärmen. Eine kurzer Aufenthalt, dann ging es weiter: Punkt 13 Uhr rollte ein ganz besonderes Gefährt Stadtprinz Manfred II. zur Hilfe. Ein alter englischer Linienbus, ein knallroter Doppeldecker, fuhr plötzlich über die Marktstraße. Der jecke Treck steuerte das Polizeipräsidium an. Der Sturm auf die Trutzburgen der Stadt begann. Helau voraus!

Ein Swimming-Pool für die Staatsdiener?

Das ungewöhnliche Gefährt diente als Gefangenentransporter, denn Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier wurden in einem Handstreich schnell Handschellen angelegt. Auch im Amtsgericht machte der Prinz kurzen Prozess. Amtsgerichtsdirektor Berthold Bendorf durfte immerhin kurzzeitig auf Haftverschonung hoffen. Ein kostümierter „Zottel“ stellte sich mit starkem Organ dem Prinzen entgegen. Der Verteidiger, im wahren Leben Richter Andreas Kunze, hielt eine pointenreiche Rede auf den „Chef des Hauses“. Der erzählte Märchen vom „bösen Wulf“ und erklärte, woher im Hofe des Gerichtes das große Buddelloch stammt. „Ein Swimming-Pool für die Staatsdiener?“ Hoffen kann man schließlich mal.

Weiter ging’s: Im Finanzamt wollte man dann der Fusionen zwischen Nord und Süd trotzen. Der obligatorischen Rotstift schien bereits dem Einheitsdrang zum Opfer gefallen zu sein. Ein großes Helau gab es in den Fluren trotzdem.

Ein Spielmannszug führte Prinz, Doppeldecker und die Abordnungen der Gesellschaften schließlich zum Rathaus. OB Klaus Wehling und die Ratsherren versperrten die Treppen zum Rathaus. Doch Prinz Manfred II. ließ sich auch von Konfetti-Geschützen nicht abhalten. Er eroberte den Stadtschlüssel und versprach: „Die Stadtschulden zahlen wir locker aus der Prinzenkasse.“ Da leistete Wehling keinen Widerstand.