Oberhausen. . 1,8 Milliarden Euro. So hoch sind die Außenstände der Stadt. Gerade deshalb muss sich die Verwaltung bemühen, die Schulden der eigenen Bürger einzutreiben. Am besten funktioniert das mit einer einfachen Parkkralle.
Ralf Katernberg ist wütend. „Das geht nicht“, sagt er und man merkt, es ist ihm ernst. Katernberg ist Leiter des Finanzdezernats im Rathaus. Damit ist er zugleich Haupteintreiber der Schulden, die die Bürger bei der Stadt haben. Und das ist eine ganze Menge: Mit über 35 Millionen Euro stehen die Oberhausener bei ihrer Stadt in der Kreide, die bekanntlich selbst kein Geld hat und im Jahr 700 Millionen Euro ausgibt.
Deshalb gibt es nicht wenige Fachleute, die von Katernberg und Stadtkämmerer Apostolos Tsalastras verlangen, energischer die Außenstände von ihren Bürgern einzutreiben. Solch „oberlehrerhaften Einlassungen“ gehen Katernberg gewaltig gegen den Strich. Denn die Stadt würde schon alles erdenkliche unternehmen, um das Geld hereinzuholen.
Die Parkkralle hilft fast immer
Acht sogenannte „Außendienst-Mitarbeiter“ beschäftigt die Stadtverwaltung. Sie verbringen ihren ganzen Arbeitstag damit, Schuldner abzuklappern. „Das ist der härteste Job in der Verwaltung“, sagt Katernberg. Denn die meisten Dauerschuldner können den Stadtbediensteten nur kleine Beträge in die Hand drücken, um ihren Schuldenberg abzutragen. „Für die Meisten ist es eine sehr unangenehme Situation. Wenn die Geld haben, zahlen sie“, erklärt Kämmerer Tsalastras.
Nur in seltenen Fällen greifen die Eintreiber zu härteren Methoden als das einfache Gespräch: Sie lassen Sachwerte pfänden. Manchmal wirkt schon die Drohung damit, meistens setzt man zunächst einmal mit einer Parkkralle das Auto fest. „Das ist unsere effektivste Methode. Sie führt meist dazu, dass innerhalb von Stunden, spätestens nach einem Tag, alle Forderungen beglichen werden“, meint der Finanzexperte. Wenn ein Schuldner gar nicht reagiert, dann darf der Gerichtsvollzieher mit Hilfe der Polizei sogar dessen Wohnungstür aufbrechen.
Katernberg bevorzugt behutsame Vorgehensweise
Noch mehr und häufiger Druck zu machen, das hält Katernberg für sinnlos. „Viel ist bei Leuten, die ihre Schulden in Fünf-Euro-Schritten abstottern, ohnehin nicht zu holen. Wenn wir mit noch massiveren Methoden vorgehen würden, dann hätten wir vielleicht an einem Tag drei Euro mehr in der Kasse.“
Katernberg ist vorsichtig. Die Schuldner will er nicht an den Pranger stellen. Auch er und seine Mitarbeiter wollen nicht in die Öffentlichkeit. Der Fernsehsender RTL hat mal bei ihm angefragt, ob man einen seiner Mitarbeiter wohl mal dabei filmen könne, wie ein Auto mit einer Parkkralle versehen wird. Katernberg lehnte ab. „Wenn, dann sollten der Oberbürgermeister oder der Kämmerer die Kralle anlegen. Die stehen in der Öffentlichkeit.“