Oberhausen. . Scharfe Kritik an Schulpolitik aus eigenen Reihen. Neuer Vertrag auf der Kippe. Vorwurf: Hauptschul-Ende nicht gut vorbereitet. Familien nicht eingebunden.

Kurz vor der entscheidenden Abstimmung im Rat über das Aus der letzten drei Hauptschulen in Oberhausen am Montag gerät der zuständige 61-jährige Sozial- und Bildungsdezernent Reinhard Frind (SPD) zunehmend unter politischen Druck - nicht nur von der Opposition, sondern auch in den eigenen Reihen.

Auf Schulform verzichten

Der historische Einschnitt einer NRW-Großstadt, künftig auf eine ganze Schulform zu verzichten, sei dilettantisch und ohne Blick auf die betroffenen Kinder und Eltern vorbereitet worden, heißt es hinter vorgehaltener Hand bei Sozialdemokraten in der Stadt.

„Frind hat nur den Rechenschieber in die Hand genommen und gesagt, in den Real- und Gesamtschulen ist noch Platz in den Klassen, dahinein verteilen wir die Hauptschüler. Das ist für einen politischen Wahlbeamten, der gestalterisch tätig sein soll, viel zu wenig“, kritisieren SPD’ler kopfschüttelnd. Die Schüler der Hauptschulen benötigten weiter eine intensive persönliche Förderung, die bisher vom Land an den Hauptschulen bezahlt worden sei. „Wer bezahlt die Förderung danach? Was machen die Halbtags-Realschulen mit den schwierigen Schülern, die eigentlich Ganztagsbetreuung wie in den Hauptschulen nötig haben?“

Fehlendes Gespür

Im Gegensatz zu anderen Revier-Kommunen habe Frind weder Schulleitungen noch Eltern in Diskussionsrunden auf das Aus der Hauptschule und den Konsequenzen gut vorbereitet. „Frind lässt es an Kommunikation stark vermissen“, schimpfen die Grünen.

Pikant: Die Grünen hatten, damals noch in der Opposition, Frind schon 2005 bei der Wiederwahl zur zweiten achtjährigen Amtszeit nicht gewählt - weil sie von seiner Leistung wenig hielten. Die CDU teilt mit, dass sie das Ende der zweiten Amtszeit von Frind im Herbst 2013 herbeisehnen.

Teure Folgen für die Stadt

Dann müsste Frind von rot-grüner Koalitionsmehrheit wiedergewählt werden. Frind wünscht sich das, wie er der WAZ erzählte. Bis zum 65. Geburtstag würde er gerne noch als Dezernent weitermachen.

Doch die Zeichen für Frind stehen derzeit schlecht. Ihm wird fehlendes politisches Gespür vorgeworfen, etwa bei seiner hastigen Verkündung, hier werde es keine Sekundarschulen geben. Angekreidet wird ihm auch, dass er einen ganzen Bereich (Jugend) ohne Führung dahinschlingern ließ – mit teuren Folgen für die Stadt, weil der Etat drastisch überzogen wurde.

Frind hat aber immer noch Befürworter. Die loben sein phänomenales Gedächtnis auch bei komplizierten Fachfragen und seinen Einsatz für Langzeitarbeitslose.