Oberhausen. Der Besuch von Förderschulen soll für lernbehinderte Schüler künftig eher die Ausnahme sein: In der Regel sollen sie an allgemeinen Schulen gefördert werden
Oberhausens Schullandschaft ist im Umbruch: Noch in diesem Monat wird der Stadtrat wohl das „Aus“ für die verbliebenen drei Hauptschulen beschließen, die dann ab nächstem Schuljahr keine Schüler mehr aufnehmen. Ebenfalls schon zum nächsten Schuljahr könnten sich die Pforten dreier Förderschulen für lernschwache Kinder schließen, die nicht mehr die Mindestschülerzahl erreichen. Im Gegenzug werden an sechs zusätzlichen Grundschulen Klassen eingerichtet, in denen Kinder mit und ohne Lernbehinderungen gemeinsam unterrichtet werden. Auch an jeweils einer Schule aller weiterführenden Schulformen wird es im nächsten Schuljahr integrative Lerngruppen geben.
Keinen Menschen ausschließen
Hintergrund ist eine Konvention der Vereinten Nationen zum Thema Inklusion, die besagt, dass kein Mensch ausgeschlossen, ausgegrenzt oder an den Rand gedrängt werden darf. Deshalb sollen auch Kinder, die wegen einer Lernbehinderung besonderen individuellen Förderbedarf haben, diesen in aller Regel an allgemeinen Schulen decken können.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung ist derzeit dabei, eine entsprechende Änderung des Schulgesetzes vorzunehmen: „Ich gehe davon aus, dass das neue Gesetz im Frühjahr verabschiedet wird – und das hat dann unmittelbare Auswirkungen auf die Förderschullandschaft in Oberhausen“, sagt Schuldezernent Reinhard Frind. Der Besuch einer Förderschule soll dann für Schüler mit Behinderungen oder Lernschwierigkeiten eher die Ausnahme sein als die Regel.
Schulen am Existenzlimit
Schon jetzt verfügen die Stötzner - (103), die Fröbel- (137) und die Herderschule (143) nicht mehr über die vorgeschriebene Mindestschülerzahl von 144, weshalb sie – schon mit Blick auf das geplante neue Schulgesetz – nur noch eine vorläufige Betriebserlaubnis erhalten haben. Allein die Christian-Morgenstern-Schule hat nach derzeitigem Stand noch 148 und damit ausreichend Schüler, um bestehen zu bleiben.
Die anderen beiden städtischen Förderschulen – die Otfried-Preußler-Schule für Erziehungshilfe und die Schiller-Schule für Kinder mit geistigen Behinderungen – sind erstmal nicht betroffen, weil Fachleute davon ausgehen, dass erziehungsschwierige und geistig behinderte Kinder schwieriger an regulären Schulen integrierbar sind.
Lehrer von Förderschulen wechseln zu regulären über
Die sonderpädagogisch geschulten Lehrer der auslaufenden Förderschulen würden dann an die allgemeinen Schulen wechseln, um dort gemeinsam mit den dortigen Lehrerkollegen den integrativen Unterricht zu bestreiten. Ob ihre Zahl allerdings ausreichen wird, um die stetig wachsende Zahl von gemischten Lerngruppen zu versorgen, darf bezweifelt werden.
Unklar ist bislang auch, wie viele lernbehinderte Kinder jeweils in eine Klasse aufgenommen werden sollen und wie groß die Klassen insgesamt werden sollen. An fünf Grundschulen gibt es bislang schon Inklusionsklassen: Brüder-Grimm-, Emscherschule, Haven-stein-, Ruhr- und Steinbrinkschule. Im nächsten Jahr werden darüber hinaus die Overbergschule, die Hirschkampschule, die Grundschule Schmachtendorf, die Königschule, die Schwarze Heide- und die Landwehrschule in jeweils einer ersten Klasse mit inklusivem Unterricht beginnen.