Oberhausen. .
Der dritte Platz in einer Tabelle ist normalerweise etwas Gutes. Im Sport, bei kulturellen Wettbewerben zum Beispiel. Nicht so beim Feinstaub. Dass Oberhausen da mit 39 Tagen, an denen die zulässigen Messwerte an der Station Mülheimer Straße überschritten werden, auf dem dritten Rang nach Herne (56 Tage) und Gelsenkirchen (47) rangiert, behagt Helmut Czichy, Leiter des städtischen Bereiches Umwelt, gar nicht.
Maßnahmen reichen nicht aus
„Was wir seit 2006 unternommen haben, ist hilfreich, aber nicht ausreichend“, macht er klar. Die Kombination von Umweltzone, Plaketten für die Fahrzeuge und Sperrung der Mülheimer Straße für Lkw habe zwar dazu geführt, dass die von der Europäischen Union festgezurrten Richtwerte für Feinstaub im Jahresmittel eingehalten werden: „Aber es gibt zu viele einzelne Tage, an denen diese überschritten werden“, so Czichy.
Laster stoßen zehnmal mehr Feinstaub aus als Pkw
Einen Grund dafür sieht er darin, „dass sich viele Lkw-Fahrer nicht ans Fahrverbot auf der Mülheimer Straße halten. Vor allem Transitfahrzeuge aus dem Ausland sind oft ohne Plakette unterwegs und lassen es darauf ankommen.“ Künftig, kündigt der Bereichsleiter an, würden verstärkt entsprechende Lkw-Kontrollen durchgeführt: „Immerhin stoßen Laster zehnmal mehr Feinstaub aus als Pkw.“
Gesundheitliche Probleme ergäben sich vor allem in Häuserschluchten wie es sie an der Mülheimer Straße gibt. Vor allem bei einer Inversionswetterlage, bei der die oberen Luftschichten wärmer als die unteren sind. Czichy: „Wenn wir Lkw-Fahrer dazu bringen, dass sie auch Umwege fahren, ist viel gewonnen.“
Lüftung verbessern
Beispielsweise biete die Buschhausener Straße durch mehr Freiflächen eine bessere Durchlüftung, so dass sich dort die Feinstaub-Konzentration leichter verteile. Es gebe auch Überlegungen, ob Lücken, die eventuell durch den Abriss maroder Gebäude an der Mülheimer Straße entstehen, die Lüftung verbessern könnten.
Die Stadt habe eine Analyse in Auftrag gegeben, um herauszufinden, welche Maßnahmen noch ergriffen werden können, um die Feinstaub-Belastung zu senken: „Geprüft wird, ob Halteverbote zu bestimmten Zeiten helfen, so dass Lieferverkehr nicht in der zweiten Reihe für zusätzliche Staus sorgt.“
Stickoxid-Werte sind ebenfalls hoch
Mehr Sorgen als der Feinstaub macht Czichy die Entwicklung beim Stickoxid: „Da werden wir vor allem in Ballungszentren auf Dauer kaum die EU-Grenzwerte einhalten können.“ Der Grund: In Regionen wie dem Ruhrgebiet sei die Hintergrundbelastung durch Kraftwerke und Industrie bereits höher als in ländlichen Gegenden.
Insgesamt sieht Czichy die Umweltzone nicht als gescheitert an: „Aber sie reicht nicht aus.“ Er plädiert für ein konsequenteres Vorgehen wie beispielsweise in Leipzig: „Dort darf man seit 2011 nur noch mit grüner Plakette fahren. Und es kam nicht zu gravierenden sozialen Problemen, die in Oberhausen befürchtet wurden.“
Fahrzeuge mit roter Plakette würden allmählich ohnehin aussterben, so der Bereichsleiter. Erkennbar sei auch, dass viele Firmenflotten nachgerüstet worden seien. „Es gibt aber noch viel zu tun, wenn wir das EU-Ziel, bis 2050 keinen Verbrennungsmotor-gesteuerten Individualverkehr mehr in den Städten zu haben, umsetzen wollen.“