Oberhausen. . Wo in Oberhausen einst die Postverwaltung saß, sind jetzt kreative Kräfte des Vereins “frok“ am Werk - eine Art freier Berufsverband für Kreative, der sich für die Belange der Mitglieder einsetzt und sie gegenseitig von Erfahrungen profitieren lässt.
Einen geeigneteren Ort hätten sie kaum finden können: Einerseits schreit die unter Denkmalschutz stehende alte Hauptpost gegenüber dem Hauptbahnhof seit dem Leerzug in den oberen Etagen vor etlichen Jahren nach einer kreativen Nutzung. Andererseits haben die Kreativ-Wirtschaftler, die dort gerade Einzug halten, alle irgendwie mit Kommunikation zu tun – wie die gute alte Post. „post_eins“ nennen die Kulturschaffenden ihr Projekt.
An erster Stelle stand aber eine solide deutsche Vereinsgründung. Zu „frok e.V.“ schlossen sich die „Freien Oberhausener Kulturschaffenden“ vor rund einem Jahr zusammen. „Wir arbeiten alle in klassischen Berufen“, sagt der Oberhausener Fotograf und Vereinsvorsitzende Axel J. Scherer, „in Bereichen wie Fotografie, Film, Druckerei, Grafik oder Theater“. Im Kulturhauptstadtjahr wurde die Vokabel „Kreativwirtschaft“ zum geflügelten Wort, ohne wirklich zu beflügeln, was dahintersteckt. „Wir haben das Problem, dass wir trotz abgeschlossener Berufsausbildung meist keine Festanstellung bekommen“, sagt Scherer, und neben der eigentlichen Arbeit sei man deshalb „gezwungen, sich zu gebärden wie Unternehmer“.
Der Verein soll eine Art Berufsverband sein
Auf die „Tränendrüse“ wolle man aber nicht drücken, erklärte der Vereinsvorsitzende beim Stadtrundgang zum Thema Kreativwirtschaft, den die Oberhausener Grünen zum Wochenende absolvierten. „Wenn man was möchte, muss man sich selber kümmern“, sagt Scherer, und erklärt, wo der Verein „frok“ die Locken hat: Eine Art freier Berufsverband soll der Verein sein, der sich für die Belange der Mitglieder einsetzt und sie gegenseitig von Erfahrungen profitieren lässt.
Das Projekt „post_eins“
Durchaus profitabel war das schon mit Blick auf das Postgebäude, das von einem luxemburgischen Immobilienfonds verwaltet wird. Allein wäre dort niemand überhaupt zur Besichtigung hineingekommen, sind die derzeitigen Mieter überzeugt. „frok“ bot sich die Möglichkeit. Und auch wenn inzwischen einige Vereinsmitglieder jeder für sich Mietverträge abgeschlossen haben, bietet „post_eins“ unter gemeinsamer Postadresse weiteres Potenzial. Die Gemeinschaftsküche in der zweiten Etage liegt da buchstäblich nur am Rande, viel wichtiger ist der kurze Weg über den Flur zwischen den einzelnen Büros und Ateliers. Und auch erste „branchenfremde“ Mieter setzen inzwischen auf die alte Postetage. Den Vermieter wird’s freuen.
Offizielle Pfade brachten der Kreativwirtschaft bislang keine Erfolge
„Was wir hier so treiben, ist das, was die Wirtschaft braucht“, stellt Scherer fest. „Uns ist es in relativ kurzer Zeit gelungen, die Finger schon mal reinzuhalten.“ Und bei der städtischen Wirtschaftsförderung verweise man bereits auf „frok“, schmunzelt Scherer. Kulturhauptstadt und Wirtschaftsförderung gehen also zusammen – weil Kreative kreativ genug waren, sich nicht auf offizielle Pfade zu begeben, die im Falle der Kreativwirtschaft bislang keine Erfolge vorweisen können.