Oberhausen.

Viel Hoffnung setzten diverse Landesregierungen in NRW auf die Arbeitsplatz schaffende Kraft der „Kreativwirtschaft“, eine Neuentdeckung des vergangenen Jahrzehnts: Unter der Marke bündeln sich Künstler, Medienschaffende, Architekten, Selbstvermarkter, Autoren, Tänzer und Internet-Designer - kurz: eine Reihe bunter Vögel.

Kann diese Schar der Kreativen zumindest einen Teil der weggefallenen Arbeitsplätze in der Schwerindustrie ersetzen, wie es Wissenschaftler und Politiker erhoffen?

„Creative Stage“ - die erstmals in Oberhausen organisierte Veranstaltung der Revier-Wirtschaftsförderung „metropoleruhr“ im Kulturzentrum Altenberg, bei der sich Kreativunternehmer innovativ im Acht-Minuten-Takt vorstellten, zeigte zumindest: Kreativwirtschaft stößt mit über 100 Anmeldungen hier auf erhebliches Interesse.

Links-alternative Kulturlandschaft

Keimzelle dieser Branche in Oberhausen ist das seit den 70er Jahren in dieser Stadt fantasie-anregende Klima einer links-alternativen Kulturlandschaft rund um die soziokulturellen Zentren, die auch Querköpfe und merkwürdige Typen zuließ. Und Basis der heute vielfältigen Medienagentur-Szene in dieser Stadt war.

„Wir finden hier eine gute Resonanz vor“, meint Andrea Höber, Branchenexpertin der Wirtschaftsförderung.

Freie Oberhausener Kreativwirtschaft“ (FROK) nennt sich ein Netzwerk aus über 30 Unternehmern: Vom ökologischen Möbeldesign bis zum Konzert im Linienbus versuchen die Mitglieder ihre Erwerbsmodelle zu Geld zu machen. Ein erster großer FROK-Erfolg: In der Alten Post am Hauptbahnhof konnten sich kreative Köpfe mit ihren Geschäftsideen ansiedeln.

Kreativwirtschaft ist für das Image wichtig

Bei aller Aufbruchstimmung hier - Kulturdezernent Apostolos Tsalastras warnt vor allzu großer Euphorie: „Die Kreativen werden niemals den Arbeitsplatzverlust bei Kohle und Stahl auffangen können, denn man kann nicht alles mit Dienstleistungen regeln. Doch fürs Image, als weicher Standortfaktor, ist die Kreativwirtschaft hier enorm wichtig.“

Und die Oberhausener sind recht einfallsreich: So erfand etwa Fotograf Winfried Wiese ein erstaunliches Abbildverfahren, das dreidimensionale Räume komplett auf zweidimensionale Panoramafotos verdichtet. „Connectografie“ nennt er sein Verfahren - ein Kunstwort aus Verbinden und Fotografie (siehe Bild oben).

Oder Lena Popal vom Architekturbüro „Funke + Popal“: Sie stellte in ihrem Acht-Minuten-Beitrag vor, wie man aus Plastikflaschen und Wellpappen Häuser bauen kann - oder wie man überflüssige Kirchen in völlig anders nutzbare Gebäude verwandelt.

Oder auch Marcus Schütte von Masch Media: Er versucht, mit seinen Kampagnen Kulturveranstalter in den Medien zu platzieren - Dienstleister nähren Dienstleister.