Oberhausen. Noch 90 Tage bis zum Hoppeditz-Erwachen: Die AOK wärmte sich schon einmal auf.

Karnevalisten gelten eigentlich als Kaltblüter. Ihre große Schaffenszeit beginnt, wenn die Temperaturen auch ohne Lachen in den Keller gehen und aus den Wolken immer mal wieder die Schneeflocken rieseln. Am Samstagabend hat es die Alte Oberhausener Karnevalsgesellschaft (AOK) demnach eher mit einer gattungsfremden Witterung zu tun. Aktive und Gäste schwitzen bei mehr als 30 Grad in großer Zahl auf dem Friedensplatz.

Man kann zumindest temperaturtechnisch von einem Stilbruch sprechen, schließlich legt die Narretei sonst großen Wert auf Tradition. Doch Sommerfeste haben ihre eigenen Gesetz: Mit Musikgruppen wie den „Sputniks“ sowie „Three Lions“ und wenig offiziellem Beiwerk steht für die älteste Gesellschaft in Oberhausen eine fröhliche Freiluft-Fete an. Auch der Prinz in spe, Gerd Rien, grüßt sein künftiges Narrenvolk formlos locker.

Kostüme sind nicht erlaubt

Wie alle anderen auch ohne Ornat – schließlich darf vor dem Elften im Elften nur Zivilkleidung von der Stange des Kleiderschranks genommen werden.

Da Kleidung und Laune luftig ausfallen, darf eine Frage doch erlaubt sein: Karneval im Sommer – warum eigentlich nicht? Die Begeisterung für einen Umzug der tollen Tage in die Badehosenzeit bleibt aber erwartungsgemäß übersichtlich: „Da schmelzen uns doch die Kamelle weg!“

Manche Jecken haben eher hitzige Erinnerungen an vergangene Sessionen. Bei Mitgliedern des Elferrats sind es die steigenden Temperaturen im Scheinwerferlicht auf der Bühne während der mehrstündigen Prunksitzungen. In voller Montur und mit Kappe auf dem Kopf können ordentlich die Schweißperlen rinnen.

Erinnerungen an 1991

Doch Außentemperatur-Ausnahmen gab es bereits. Hauptausschuss-Präsident Heiner Dehorn erinnert sich: 1991 fanden in Deutschland aufgrund des Golfkriegs keine Karnevalsumzüge statt. Die Jecken in Düsseldorf holten ihren Zug im Mai nach. Dehorn: „Mit einer entsprechend für den Karneval untypischen Temperatur!“

Wiederum andere verbinden mit hitziger Atmosphäre persönliche Erlebnisse. Thomas Pralle, Sitzungspräsident der KG Weiß-Grün Hoag, blickt auf einen besonderen Auftritt bei einer Altweibersitzung in der Stadthalle: „Da musste ich als Dr. Frank N. Furter aus der Rocky Horror Picture Show auf die Bühne – originalgetreu geschminkt und mit Strapse.“ Der ausschließlich mit Damen gefüllte Saal ließ hinter die Bühne die Temperatur ansteigen. Pralle: „Zugegeben, da wurde mir vor dem Auftritt ziemlich warm!“

Trotz der Temperatur sollte die wahre Betriebstemperatur bei allen Karnevalisten erst nach der Sommerfest-Saison aufkommen. Es sind noch 90 Tage bis zum Hoppeditz-Erwachen.