In Buschhausen feiern die Karnevalisten vor dem Hoppeditz-Erwachen. Doch ist das im Brauchtum überhaupt erlaubt?
Die Gaststätte Alt-Buschhausen am Samstagabend. Während nebenan Kinder noch an ihren Martinslaternen basteln, schallt es aus dem Festsaal ungewohnt: „Helauu!“ Karneval, schon vor dem Elften im Elften? Ist das im sonst so straff organisierten Brauchtum überhaupt erlaubt?
Der Blick in den Saal gibt Aufschluss: ein klares Jein!
Die KG Schwarz-Weiß Buschhausen zeigt sich traditionell schon vor dem Erwachen des Hoppeditz ziemlich lebendig. So zieht der Elferrat seine komplette Montur an, viele geladene Gastvereine ebenfalls. Andere karnevalistische Vertreter kommen dagegen in Zivil. Karneval beginnt für sie so richtig erst später. Dazu gehört auch der künftige Stadtprinz Manfred II. - er trägt Anzug, Krawatte, kein Ornat. Am Samstag wird der Prinz erst offiziell gekürt, vorher gibt es keinen Frühstart, zumindest bei der Garderobe. Verboten!
Die Regeln machen für ihn Sinn: „In unserem Verein tragen wir vor dem 11.11. keine Uniform, sondern kommen in Zivil.“ Auch die Meinung des Hauptausschusses, Karnevals-Dachorganisation in der Stadt, ist dazu klar. Dort heißt es sinngemäß: Vor dem Hoppeditz kein Karneval!
"Jecke Tön" werden angestimmt
In Buschhausen tritt aber schon Büttenredner Rocky & Co auf die Bühne. Das Tambourcorps Rheinklänge stimmt „Jecke Tön“ an. Tanzgarden und Fahnenschwenker stehen im Rampenlicht. Ist Buschhausen also ein gallisches Dorf, das sich strickt gegen die Vorgaben wehrt?
„Nein“, sagt der Vorsitzende der Gesellschaft Volker Lindenberg. „Wir feiern keine Sitzung, sondern eine Sessionseröffnungsparty!“ Die habe in der Gesellschaft Tradition. „Wir vergeben auch keine Orden - sondern feiern bei guter Stimmung.“ Die Besonderheiten stecken im Detail: Party statt Sitzung. Ansteckpins ja, Orden nein. Schunkellieder erlaubt, aber vor allem wird Schlager gespielt, wie etwa durch Sängerin Diana und Stargast Jörg Bausch. Dagegen trägt der Regent aus Datteln bei seinem Gastbesuch schon Ornat - oder eben immer noch. „Dort endet seine Amtszeit aus dem Vorjahr erst nach dem Hoppeditz. Anderes Königreich, andere Sitten!“
Veranstaltung wird geduldet
Die Meinungen darüber gehen auseinander. Doch der Erfolg gibt der Gesellschaft recht. Der Saal ist mit 200 Gästen ausverkauft. Auch die Zivil-Karnevalisten haben Spaß. „Letztlich muss das jeder Verein für sich selbst entscheiden“, heißt es im Publikum.
Im Hauptausschuss wird die Veranstaltung zwar nicht begrüßt, aber geduldet. Vielleicht auch, weil die Buschhausener mit ihrem Frühstart nicht mehr alleine sind. Auch bei den Styrumer Löwen und bei der KG Wagaschei treten die Jecken schon vor dem offiziellen Beginn der Session auf die Bühne. Von letzterer Veranstaltung berichten einige Gäste auch von anwesenden Funktionären des Landesverbandes Rechter Niederrhein, die den Startschuss mit „um den 11.11. herum“ nun gar nicht mehr so streng auslegen.
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