Oberhausen. . Jahrzehnte haben sie den Stadtteil mitgeprägt. Sie kümmerten sich um Alte, Kinder und Arme. Nun verabschiedet sich der Frauenorden von Oberhausen. 114-jähriges Wirken jetzt Geschichte
Am liebsten würde sie stiekum heimlich gehen, sagt Schwester Huberta. Ohne viel Aufsehen, ohne große Worte. „Wissen Sie, ich habe 44 Jahre hier in Sterkrade gelebt. Uns allen fällt der Abschied sehr schwer, aber wir sind dankbar für die lange Zeit hier in Sterkrade.“
Im November werden Schwester Huberta (85), Schwester Jutta (90) und Schwester Willibrorde (77) des Frauenordens „Schwestern der Göttlichen Vorsehung“ das Marienhaus der Propstei St. Clemens endgültig verlassen. Über Jahrzehnte haben sie sich in der Altenpflege, in der Arbeit mit Kindern und Bedürftigen in Sterkrade und Oberhausen aufopfernd eingesetzt. Aus ihrem Münsteraner Orden werden keine neuen Schwestern nach Sterkrade kommen - damit endet das 114-jährige Wirken der Frauenordens im Stadtteil, das Generationen von Sterkradern geprägt hat.
Dankbarkeit von allen Seiten
Aus Altersgründen ziehen sich die drei Schwestern zurück. Nach und nach hatten sie sich aus den aktiven Tätigkeiten zurückgezogen, Anfang des Jahres schlossen sie auch die sogenannte „Suppenküche“ – ein kostenfreies Angebot für Bedürftige, denen die Schwestern zweimal in der Woche eine warme Mahlzeit kochten. „Diese Leute fragen uns heute noch, ob sie nicht noch einmal zum Essen zu uns kommen können“, sagt Schwester Willibrorde. „Sie sagten immer, bei uns sei das Essen wie bei Mutter. Dankbar waren sie.“ Überhaupt, ergänzt Schwester Huberta, „wir haben hier immer viel Dankbarkeit von allen Seiten gespürt. Wir sind hier gut angenommen worden.“
Seit 1898 hatten Ordensschwestern der Göttlichen Vorsehung in Sterkrade gewirkt. Seit der Ordensgründung 1842 in Münster kümmerten sich die Schwestern um Waisen und verstoßene Kinder. „Unsere Aufgabe ist es, die Not einer Zeit zu erkennen und uns in diesen Bereichen einzusetzen“, sagt Schwester Huberta. Galt es im 19. Jahrhundert, Waisen zu helfen, so seien es heute alte und arbeitslose Menschen, die ihre Unterstützung bräuchten, sagt die Ordensfrau.
Für die ambulante Krankenpflege kam Schwester Huberta 1968 nach Sterkrade. Mit sieben Schwestern lebte sie damals im ehemaligen Hauptgebäude des Sterkrader Zisterzienserinnenklosters, 1969 zogen sie ins neu gebaute Marienhaus.
In den Familien geholfen
1978 war Schwester Huberta Mitgründerin der Caritas Sozialstation, arbeitete auch nach dem Renteneintritt 1992 ehrenamtlich im Krankenbruderdienst mit. Schwester Jutta arbeitete als Erzieherin bis 1983 im Kindergarten St. Clemens und prägte dort wohl eine ganze Generation von Sterkradern. 1997 kam Schwester Willibrorde dazu; es war die Familienpflegerin, die den Mittagstisch für Obdachlose und Bedürftige einrichtete. Auch in der Gemeindebücherei und in der Bahnhofsmission engagierten sich die Ordensfrauen.
Nach und nach wurde die Gruppe kleiner, doch weil keine jüngeren Schwestern nach Sterkrade kamen, blieben die Frauen aktiv. Nach dem Tod zweier Schwestern in den vergangenen beiden Jahren ist es nun aber deutlich stiller geworden im Marienhaus. „Alle Propste haben uns immer versichert, selbst wenn wir aus Altersgründen uns zurückziehen, seien wir in St. Clemens immer willkommen“, sagt Schwester Willibrorde. Doch das große Haus mit allein acht Schlafzimmern, es ist für die betagten Schwestern nicht mehr zu halten. Schwester Jutta und Schwester Huberta werden sich im November ins Münsteraner Mutterhaus zurückziehen, Schwester Willibrorde geht nach Walsum, wo sie in der Altenpflege „kleinere Arbeiten“ übernehmen wolle.
Nachfolge gesucht
Viele Veränderungen erst in der Gemeinde und später in der Großpfarrei St. Clemens haben die Schwestern erlebt. Nicht alles sei einfach gewesen, doch sie sind guter Dinge. „Der heutige Propst waren früher Kaplan in St. Bernardus. Mit ihm sind die beiden Gemeinden näher zusammengerückt“, sagt Schwester Willibrorde. Das zeichne sich in der ganzen Pfarre ab: „Die Gemeinden wachsen zusammen.“
Eine große Lücke würden die Schwestern der Göttlichen Vorsehung in Sterkrade zurücklassen, heißt es aus der Gemeinde. Auch Propst Hans-Thomas Patek sagte jüngst gegenüber dieser Zeitung, dass er den Weggang der Schwestern bedauere. „Die Schwestern sind eng mit dem Stadtteil verbunden, sie werden hier fehlen.“
Patek sucht nach einer Nachfolge für die Schwestern, erstem Vernehmen nach könnten neue Schwestern eines anderen Ordens nach Sterkrade kommen. Das Marienhaus wird nicht aufgegeben.
Anfang November verabschiedet die Gemeinde die Schwestern mit einem Gottesdienst.