Oberhausen. . Stampfen, schreien, Zähne fletschen. Beim Schauspielunterricht für die Teilnehmer der Jugendbegegnung „Multi“ war fast alles erlaubt. Zwischendurch musste trotzdem geschwiegen werden.

Kräftig stampft Timothy mit den Füßen auf den Boden und fletscht dazu bedrohlich die Zähne. Die Hände bewegt er, als ob er mit großen Klauen versuche, die Gruppe, die vor ihm steht, zu erschrecken.

Timothy ist ein Monster. Und das auch noch unter fachlicher Anleitung. Er und 16 weitere Teilnehmer der Jugendbegegnung „Multi“ dürfen im Metronom Theater in die Musical-Welt eintauchen und in fremde Rollen schlüpfen.

Lehrer und Kumpel zugleich

Sie kommen aus Italien, der Ukraine und Oberhausen und können derzeit in verschiedenen Projekten zeigen, welche Talente in ihnen schlummern. Sport, Musik, Kultur – das Los entschied, wer wo landete. Wer Los-Pech hatte, durfte tauschen.

Multi 2012 in Oberhausen

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In einem Seitenraum des Metronom Theaters sind die Augen der Jugendlichen auf einen Mann fixiert: Schauspieler Hans-Dieter Heiter steht als Zweitbesetzung für diverse männliche Hauptrollen bei „Dirty Dancing“ regelmäßig auf der Bühne. Er kennt die Tricks und Kniffe aus dem Effeff. Und ist nun für zwei Stunden Lehrer und Kumpel zugleich.

"Du musst dich entspannen!"

„Eine fremde Sprache ist für das Theater kein Hindernis“, sagt Heiter, der auf Deutsch und Englisch seine Anweisungen gibt. „Du merkst sofort, welche Charaktere dabei sind und kannst den Workshop noch weiter verfeinern.“

Schnell wird mit Lockerungsübungen die Aussprache trainiert: „La-La-La!“ Gefolgt von einem „Le-Le-Le!“ Die Nachwuchsschauspieler bilden einen Kreis. „Wie muss ich Luft holen?“ Ein Mädchen hebt vorsichtig den Kopf, während sich die anderen in der Gruppe mit gesenktem Haupt konzentrieren. „Du musst dich entspannen! Ganz ruhig!“ Hans-Dieter Heiter atmet langsam aus. Er hat im sonst so wuseligen Kurs die Ruhe weg.

"Die Jugendlichen sind mit ganz viel Spaß bei der Sache" 

Das ist wichtig, weil die 17 Teilnehmer ihre Energie voll ausspielen können. Und auch sollen. Es ist ein Wechsel aus Innehalten und Explodieren. Und das kann man schon mal wörtlich nehmen. „Seid spontan!“, sagt Hans-Dieter Heiter energisch und ballt die Faust. Zwei Gruppen sollen sich gegenseitig provozieren. Ausschließlich mit der Mimik im Gesicht. Auch das Gestikulieren mit Armen und Beinen spielt eine Rolle. Alles soll aufeinander abgestimmt sein – und trotz der gespielten Situation authentisch wirken.

Multi in Oberhausen 2011

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„Die Jugendlichen sind mit ganz viel Spaß bei der Sache und stellen sich auf neue Aufgaben sehr schnell ein“, freut sich Hans-Dieter Heiter über die Arbeit mit dem Kurs. Auch wenn er mit jungen Laien natürlich anders umgehen muss als mit Bühnenprofis. „Motivation und Abwechslung“, sagt Heiter, „sind besonders wichtig!“ Denn wenn die Aufmerksamkeit abnimmt, muss Heiter reagieren. Er macht es mit kurzen Sprüchen – und Lob. „In zwei Stunden kannst du niemanden zum Schauspieler machen. Aber du kannst versuchen, dass etwas hängenbleibt!“

Wortlos, aber stimmgewaltig

Timothy, der kurz vorher noch als Monster durch den Raum gespukt ist, hat es gefallen. „Besser als ich erwartet hatte“, sagt der dreimalige Multi-Teilnehmer. Auch Vanessa hat neue Einblicke erhalten, ohne Vorkenntnisse, wie sie sagt. Zum Abschluss wird es wortlos – aber stimmgewaltig. Nur mit Gesten versuchen die Multis gegenseitig die Höhen und Tiefen ihrer Stimmen zu dirigieren. Es ist ein gemeinsames Summen – auch ein wenig durcheinander. Aber letztlich ist es das, was die Multi sein soll: ein Zusammenspiel.

Nach der Arbeit kommt das Vergnügen: Die Teilnehmer sind zur Abendvorstellung von „Dirty Dancing“ geladen. Neben Schauspieler Hans-Dieter Heiter ergänzte Rune Hockmoller noch einen musikalischen Teil beim Workshop im Metronom Theater.