Am Sozialtag helfen die jungen Gäste aus aller Welt in 26 Einrichtungen aus. Auch das Haus Gottesdank ist dabei.

„Nach Eiern schmeckt das.“ Die Stirn in Falten gelegt schaut sich Cem das Stück Reibekuchen an, das noch an seiner Gabel steckt. So was habe er noch nie gegessen, sagt der 17-jährige Türke – geschweige denn gemacht: Gemeinsam mit fünf anderen Jugendlichen verbringt Cem den Sozialtag der Multis im Seniorenheim Haus Gottesdank. Dort macht er rund 250 Reibekuchen für die knapp 80 Bewohner.

An 26 Standorten sind die Multis am Montag unterwegs, spielen mit Kindern, helfen in Schulen bei Renovierungsarbeiten oder kümmern sich im Kaisergarten um Tiere. Jan findet all diese Dinge zwar interessant, „aber ich fand es wichtig, dass wir auch die älteren Leute besuchen“, sagt der 15-Jährige. Im Gemeinschaftsraum des Seniorenheims sitzt ihm Gerhard Knop gegenüber. Ein großer Würfel wird dem Senior zugeschoben, aber er hat keine Lust auf das Brettspiel, das er mit dem Multi-Junge spielen soll. Lieber erzählt er dem Schüler von seiner Zeit bei der GHH.

„In diesem Raum sitzen Sachkenntnis und Erinnerungen einer ganzen Generation. Nichts davon darf verloren gehen“, meint Bürgermeister Klaus-Dieter Broß (CDU), der den Multi-Sozialtag, der 2008 erstmals stattgefunden hat, wichtig findet, „weil in so einem Rahmen die inhaltliche Philosophie einer Stadt transportiert werden kann.“

Cem aus der Türkei konnte sich mit den älteren Deutschen zwar nicht unterhalten, aber mit Zeichensprache hat er zum ersten Mal „Mensch ärger dich nicht“ gespielt – „und gewonnen“, lacht er, während er in der Küche Kleckse von Kartoffelteig ins heiße Fett tropfen lässt. In der Türkei gebe es zwar auch Altenheime, seine Oma wohne aber noch bei der Familie. „Das finde ich auch wichtig.“

Multi-Kollegin Cleo pflichtet ihm bei. Die Schülerin steht vor einer 60-Liter-Wanne mit Kartoffelteig, wendet die Reibekuchen in der Fritteuse und erzählt von ihrer Oma, die in einem Seniorenheim lebt. „Das ist aber leider so weit weg, dass ich sie nur selten besuchen kann“, sagt die 15-Jährige. Deshalb wollte sie am Sozialtag der Multis auch ins Seniorenheim: „Ich finde es wichtig, dass unsere Generation den Kontakt zu den älteren Menschen nicht verliert.“