„Die Leute kaufen als gäbe es kein Morgen“, sagt Akim Batman, kaum dass er den City-Kaufhof an der Marktstraße verlassen hat. Und wirklich gebe es den ja auch nicht, überlegt der 30-Jährige weiter: Nach über acht Jahrzehnten verlässt das große Kaufhaus die Oberhausener Innenstadt. Am Samstag schlossen sich um 18 Uhr die Türen an der Marktstraße. Weil bis dahin möglichst alle Waren an den Mann gebracht werden sollten, umkreisten zahlreiche Schnäppchenjäger auch aus umliegenden Städten die Wühltische.
Akim Batman lässt in seine Tasche schauen: Parfüms hat er für eine Freundin gekauft. Er sei ein Schnäppchenjäger, gibt der Mülheimer zu, allerdings: „Heute hat das schon einen bitteren Beigeschmack. Man kennt die Folgen einer solchen Schließung ja aus Mülheim.“
2010 hatte der Kaufhof in der Mülheimer Innenstadt geschlossen, seitdem gehe dort alles den Bach runter, sagen auch Helga und Manfred Krause aus der Nachbarstadt. „Jetzt, so nach und nach, erholt sich die Schlossstraße, unsere Einkaufsstraße, wieder. Aber der Wegfall des Kaufhofs war katastrophal. Und er wird es auch hier sein“, ist sich die 78-jährige Helga Krause sicher. Zum Einkaufen seien sie und ihr Mann stets nach Oberhausen gekommen. Die von vielen so häufig kritisierte Parkplatzsituation in der City – für die Krauses ist sie immer noch deutlich besser als in Mülheim.
Kunden marschieren um Restbestände herum
„Ich habe die Rabatte natürlich auch genutzt“, gesteht Helga Krause. Miederwaren gleich doppelt und dreifach habe sie gekauft, am letzten Tag nun eine Tischdecke erstanden. 5 Euro statt 17 Euro. Andere Schnäppchenjäger tragen gleich stapelweise Bücher aus dem Kaufhof. Im Laden selbst marschieren Kunden um Restbestände von Spielzeug und Kleidung herum – während die Kinder rufen und Lachen und sich am Hall der fast vollständig ausgeräumten Etagen erfreuen. Schuhe gibt es längst nicht mehr, die Küchenabteilung ist bis auf einzelne Weingläser nahezu restlos ausverkauft – und die Angestellten? Die eine spricht über ihre langjährige Treue zum Unternehmen, der andere packt schweigend eben jene letzten Weingläser ein.
Iman Tabraiz (45) und ihre Tochter Tehmina (12) sind schon zum wiederholten Mal gekommen. Handtücher, Gardinen, Tischdecken, Geschirr und Küchenutensilien, Dinge, die im Haushalt notwendig gewesen seien, haben sie gekauft. Und sie sind froh über die Rabatte, darüber, etwas Geld zu sparen. Darauf hätte sie aber auch gerne verzichtet, sagt Iman Tabraiz, wenn stattdessen der Kaufhof weiter bestehen bleiben würde. „Hier hat man immer gute Sachen gefunden, die Qualität stimmte.“
Wut im Bauch
Eine richtige Wut habe sie im Bauch, sagt Erika Marx. „Die Stadt hat große Fehler gemacht“, meint die Mutter der stellvertretenden Fraktions-Chefin der Linken, Petra Marx. „In der Innenstadt leben viele ältere Leute, die müssen weite Wege auf sich nehmen, um Hochwertiges zu kaufen.“ Dass der Kaufhof schließt, sei „eine Schande“. Die Angebote genutzt hat sie aber auch: „Ich wollte sechs Kaffeepötte, für den gleichen Preis habe ich ein Kaffee-Service bekommen.“
Die größte Tüte an diesem Nachmittag trägt David Yhombi aus dem Kaufhof. Darin: Gläser, Töpfe, ein paar Kleidungsstücke. Seine Frau habe groß eingekauft, sagt der der 49-Jährige, gebürtig aus Benin. Er habe sich das Treiben im Kaufhof angeschaut. „Ich lebe seit acht Jahren in Oberhausen.“ Der Kaufhof sei für ihn ein Teil dieser Stadt. „Jetzt fehlt uns etwas.“
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