Oberhausen.
Viermal in der Woche ist die WAZ-Redaktion nun an den Markttagen vor Ort im Norden, zweimal in Osterfeld (Dienstag und Freitag), zweimal in Sterkrade (Mittwoch und Samstag) - und die ersten Lesersprechstunden gestalteten sich recht munter.
Im ohnehin an Markttagen gut besuchten neuen Treffpunkt in Osterfeld, in dem von der Caritas betriebenen Café Jederman mitten auf dem Marktplatz, trudeln am WAZ-Tisch recht verschiedene Charaktere aus Osterfeld ein: Einzelhändler, Politiker, Einwanderer der zweiten Generation, eine Schmachtendorferin auf Stippvisite beim Wochenmarkt, engagierte Rentner.
"Hier kennen sich alle"
So sehr etwa der eingefleischte Osterfelder Musikladen-Besitzer Otto Flögel, der bald sein 30-jähriges Jubiläum am Platze feiert, den einst westfälischen Stadtbezirk lobt („Hier kennen sich alle, hier ist das Zusammengehörigkeitsgefühl ungemein ausgeprägt“), so sehr sorgen sich andere heimat-verbundene Bürger um die Lebensqualität in ihrem Viertel.
Immer wieder kehrende Themen: Der Wunsch nach mehr Fisch-, Fleisch- und Obsthändlern auf dem Markt, der Müll der Markthändler, den der Wind in angrenzende Straßen weht, zu schnell fahrende Pkw-Besitzer in Nebenstraßen und das mangelnde Sicherheitsgefühl bei Dunkelheit. „Ich kenne ältere Damen, die nehmen im Dunkeln für 200 Meter ein Taxi, weil sie soviel Angst vor Überfällen haben“, sagt ein seit 25 Jahren in Osterfeld-City lebender Zuwanderer - und ist überzeugt: „Im Vergleich zu früher ist Osterfeld viel unsicherer geworden.“
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FDP-Ratsfraktionsmitglied Immanuel Schuler kennt diese Ansicht von Osterfeldern, die nach einigen Schlägereien, merkwürdigen Erfahrungen mit rumlungernden Obdachlosen und Überfällen in der Vergangenheit heute schlicht Angst haben, sich in der Osterfelder City zu bewegen. „Früher ist hier tatsächlich einiges passiert, aber das hat sich deutlich gebessert. Doch so ein Image hängt lange nach“, bedauert Schuler.
Mehr Polizeipräsens erwünscht
Gefühl trifft auf Realität: Nicht nur bei Sonnenschein sieht Osterfeld eigentlich recht harmlos aus, die Polizei stellt anhand ihrer Statistik keine Auffälligkeiten fest.
Mehrere Gesprächspartner im Café fordern jedoch, dass die Polizei vor Ort mehr Präsenz zeigen müsse - und die Streifenpolizisten mehr einschreiten müssten.
„Im Sommer saufen Jugendliche um Mitternacht und spielen lautstark Radiomusik - doch zwei Polizisten gehen einfach daran vorbei und sagen nichts. Das habe ich selbst gesehen. Das geht doch nicht“, schimpft einer.
26. Osterfelder Stadtfest
Überhaupt solle die Polizei Verkehrsvergehen viel stärker ahnden. „In der Michelstraße wird mit 70 gerast, obwohl nur 30 Stundenkilometer erlaubt sind - und keiner kontrolliert es“, beschwert sich Jürgen Dahm. Sein Tischnachbar hat beobachtet, dass Autofahrer in der Osterfelder Innenstadt zur Abkürzung häufiger gegen die Einbahnstraße fahren oder durch Straßen kurven, die eigentlich nur für Taxis offen seien. „Die Polizei macht hier viel zu wenig; die Polizisten schauen bei Verkehrsverstößen einfach nur zu“, sagt er.