Oberhausen.

Er ist einer der gefragtesten Jazzpianisten Deutschlands: Martin Sasse. Die Fachpresse überschlägt sich mit Lob, bescheinigt ihm Virtuosität, Energie, Einfallsreichtum, sagenhafte Spielfreude und hohe Improvisationskunst. Mit seinem Trio begeisterte er beim Klavierfestival Ruhr, mit Weltstar Sting und den Bochumer Symphonikern ging er auf Tour. Doch immer mal wieder gern macht er Station im Gdanska. Denn: Kuros Jazzkarussell genießt in der Kölner Szene einen ausgezeichneten Ruf.

Session-Charakter

„Ich komme gern her, das hat schon Tradition“, sagt Sasse. Mit Marcus Bartelt am Tenorsaxophon und Markus Rieck am Schlagzeug hat ihm Kuro, Walter Kurowski , an diesem Abend zwei exzellente Musiker als Mitstreiter ausgewählt. „Wir kennen uns, das ist aber hier nicht immer so“, sagt Sasse. Und da ist er schon beim ersten Markenzeichen des Jazzkarussells: Hier haben Musiker die Chance, „in interessanten neuen Konstellationen zu spielen“, so Sasse. „Das hat Session-Charakter.“

Wie funktioniert denn sowas bloß? „Wir einigen uns auf die Stücke und spielen sie, lebendig und überraschend anders. Das macht sehr sehr viel Spaß.“

Nicht nur den Akteuren, sondern auch dem Publikum. Stammgäste sind darunter, wie Wolfgang Koppitsch, der mit swingt und eine Nummer schon mal mit einem begeisterten „Oh yes!“ kommentiert. „Wunderbar, herrlich!“, werden Soli belohnt. Zu recht: Was die Jungs da zaubern, ist reinster Hörgenuss. Ein Thema, eine Figur wird vorgegeben, aufgegriffen, abgewandelt, verfremdet, die Klangmaschine nimmt Fahrt auf. Wer bekommt die Chance, alles zu geben? Mal ist es das Piano, mal das Saxophon, mal der Bass, das Schlagzeug. Sie steigern sich hinein, zeigen Gefühle und ihr ganzes Können, um sich dann wieder zurück zu nehmen und aufeinander einzugehen, bis am Ende wieder der Anfang anklingt. Großartig wie das groovt und swingt. Da muss man einfach Jazz-Fan werden. Es sind Standards, Songs der alten Meister, mit denen sie spielen. „Lady be good“ oder „All of me“. Doch was sie daraus zaubern, ist etwas völlig Neues, ganz Einmaliges, weil nur von diesen vier Leuten und nur an diesem Abend so und nicht anders interpretiert.

Begeisterung und Idealismus

„Auf großen Bühnen zu spielen ist oft auch anonym“, erklärt Sasse, warum er so gern in Clubs spielt, „wo du die Freude, die Begeisterung, den Idealismus spürst“. Dass das im Gdanska, in einer Stadt wie Oberhausen, wo ja die Studentenszene und eine Musikhochschule fehle, möglich ist, findet er bewundernswert und eine großartige Leistung dessen, der das Jazzkarussell auf die Beine stellt: Kuro. „Er ist nett, ein Supertyp und ein guter Musiker. Er ist das bindende Glied“, betont Sasse, dass er es begrüßt, dass es zum Jazzkarussell dazu gehört, dass Kuro (fast) immer den Bass bedient.

Mit Herzblut

„Der Pastor in der Kirche ist ja auch immer der gleiche“, hat Kuro einmal gesagt. Und so empfinden sie das auch, die Super-Musiker wie Martin Sasse, „die alles kennen und können“, wie Kuro sagt. Sie kommen nicht nur gern ins Gdanska, weil sie die Atmosphäre dort lieben, sondern auch, weil Kuro es gelingt, dass sich das Jazzkarussell in einer Stadt wie Oberhausen immer und immer wieder dreht und eine Marke ist, die die Szene kennt. „Kuro schafft das mit Herzblut“, sagt Sasse. Leute wie er, Marcus Bartelt oder Martin Rieck kommen nicht ins Gdanska, um Geld zu verdienen, sondern um „Musik zu spielen, die Freude macht“.