Essen. . Zwischen Ravel und Gershwin: Steven Sloane und die Bochumer Symphoniker berauschten ihr Publikum in der Essener Philharmonie. Als Solist bettete Jean-Yves Thibaudet bei den „I Got Rhythm“-Variationen Jazzelemente in französische Eleganz.

Das Klavier-Festival Ruhr 2012 hat mit großorchestraler Wucht begonnen. Gewürzt mit ­filigraner pianistischer Raffinesse. Durchzogen von schwebender Melancholie, die bisweilen aus irrealer Ferne ans Ohr dringt. Ein Auftakt mit Symbolcharakter: Die Kraft der Musik wird beschworen, ihre Vitalität. Und die Wirkmacht der Kunst.

„Man muss der Musik eine Chance geben“, sagt NRW-Kulturstaatssekretär Klaus Schäfer zur Festivaleröffnung in der Philharmonie Essen. Er spricht auch davon, dass Kultur gesichert werden müsse, „wir verlieren sonst etwas“. Und lobt in dieser Hinsicht das Engagement eines Bürger- und Mäzenatentums für die Stiftung Klavier-Festival. Die Rolle der öffentlichen Hand indes blieb im Nebel.

Wer beginnt darüber nachzudenken, wird von farbtrunkenen Klängen schnell in eine Welt ästhetischen Überflusses gedrängt. Ravels G-Dur-Klavierkonzert und seine 2. „Daphnis et Chloé“-Suite bieten üppiges Dekor, klassizistische Klarheit und höchste Instrumentierungskunst. Solist Jean-Yves Thibaudet erweist sich als quirliger Meister der Figuration und subtiler Gestalter. In Gershwins „I Got Rhythm“-Variationen wiederum bettet er den Jazz in französische Eleganz.

Kecke Orchestereinsprengsel

Den Aufbruch in den neuen Festival-Jahrgang markiert indes niemand aufregender als Steven Sloane und die Bochumer Symphoniker. Stimmungsvoll bis rauschend erklingt etwa Ravels „Daphnis“-Musik. Keck wirken Orchestereinsprengsel im Klavierkonzert. Andererseits verwehrt Sloane nicht den impressionistischen Schleier dieses Werkes, das klanglich Unwirkliche.

Die große Lust am Musizieren aber offenbart sich bei Bernsteins „West Side Story“-Tänzen. Hier regiert die bisweilen ekstatische Rhythmik. Doch Sloane vermag auch das Zärtliche wie Hoffnungsvolle der Musik zu illustrieren.