Mülheim. Mit 49 weiteren Kindern spielt der 14-Jährige Pianist Matthias Hegemann beim Geburtstagskonzert des chinesischen Pianisten Lang Lang in der Berliner O2-World. Trotz seiner jungen Jahre sind Matthias und der Star-Pianist gute Freunde. Der Musiker gibt dem Nachwuchstalent sogar Hausaufgaben auf.
Matthias Hegemann genießt es, wenn der letzte Ton verklungen ist und ihm der Applaus des Publikum entgegenrauscht. Je mehr Zuhörer, desto besser. Auf über zehntausend Beifall klatschende Klassikfreunde darf sich der 14-jährige Pianist freuen, wenn er am kommenden Freitagabend gemeinsam mit 49 anderen Kindern aus aller Welt auf dem Podium der O2-World in Berlin steht. Sie sind Teil des Geburtstagskonzerts des chinesischen Klassik-Stars Lang Lang, zu dem die auch Jazz-Legende Herbie Hancock erwartet wird. Ab 20.15 Uhr ist dann auch der Fernsehsender Arte live dabei.
Hegemann, der bei Andreas Frölich an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Abteilung Aachen, studiert, kennt Lang Lang seit vielen Jahren persönlich, trat mit ihm bereits mehrfach beim Klavierfestival Ruhr auf. „Seine Energie und Spielfreude ist unbeschreiblich. Und er ist wirklich ein guter Freund“, beschreibt er sein Verhältnis zu dem Weltstar.
Intensives Studium
Seit Wochen bereitet er sich intensiv auf das von dem Unternehmen Telefónica initiierte Konzert vor. „Ich studiere den vierten Satz von Beethovens Fünfter Sinfonie.“ Studieren, das heißt: Eingehend hat er die Partitur gelesen, sich dazu das Werk mehrfach auf CD angehört. „Am Freitagabend werden 50 Kinder den vierten Satz auf 25 Flügeln spielen.“
Technische Probleme sieht das Klaviertalent in der Bearbeitung nicht. „Es kommt darauf an, dass wir so wie ein Orchester zusammenspielen.“ Um solch eine Harmonie zu erreichen, ist es natürlich wichtig, sich vor dem Auftritt zu gemeinsamen Proben zu treffen. Deshalb reist Matthias Hegemann auch morgen nach Berlin. „Ich freue mich sehr auf die Probenarbeit mit den anderen Kindern und Jugendlichen.“ Als Pianist sei man ansonsten ja Solist.
Solist zu sein oder gar ein Weltstar auf den weißen und schwarzen Tasten zu werden, das bedeutet neben Talent vor allem intensive Arbeit. Wer die Autobigraphie des am 14. Juni 1982 in Shenyang geborenen Lang Lang gelesen hat, weiß, dass dieses Training unmenschliche Züge annehmen kann. Deshalb betont Matthias’ Vater, Stephan Hegemann, auch, dass „wir immer Wert darauf gelegen haben, dass unser Sohn nicht zum Klavierspiel gezwungen wurde und nicht gezwungen wird.“
Fordern und fördern und zugleich die Entwicklungsphasen seines hoch musikalischen Kindes zu berücksichtigen und dessen Grenzen zu kennen, dies ist dem Vater sehr wichtig. Klavierdressur liegt ihm völlig fern. Hinzu komme auch noch etwas anderes: „Um in der Musik die richtige Tiefe zu finden, ist eine gute schulische und eine kulturelle Bildung unerlässlich.“ Und überhaupt sei es gar nicht möglich, eine Karriere von A bis Z durchzuplanen. „Glück gehört auch dazu.“
Komponieren als wichtiger Baustein
Matthias Hegemann selbst empfindet sein Klavierstudium nicht als Stress, im Gegenteil. „Musik ist ein Teil von mir, ohne sie könnte ich nicht leben.“ Sein Ziel ist es, irgendwann einmal von ihr leben zu können. Dies muss nicht ausschließlich auf den Beruf des Pianisten hinauslaufen. „Dirigieren ist mit das Tollste, was man in der Musik machen kann. Man hat eine bestimmte Position, die es einem ermöglicht, sich voll in der Musik zu vertiefen und sich damit zu identifizieren.“ Auch das Komponieren ist für den 14-Jährigen ein weiterer Baustein, an dem er derzeit im Rahmen seines Studiums arbeitet.
Er hofft, dass er in den Berliner Tagen die Gelegenheit hat, seinem Freund abseits des Konzerts Liszts Ungarische Rhapsodie Nr.11 a-moll vorzuspielen. „Die hat Lang Lang mir bei unserem letzten Treffen zu studieren aufgegeben. Ich freue mich auf Berlin.“