Oberhausen. .
Wie es bei einem Streit gelingen kann, zwei Parteien wieder an einen Tisch zu bekommen, zeigt Monique Ridder ab dem 28. September im Rahmen einer Mediationsausbildung bei der Volkshochschule.
Die anerkannte Mediatorin weiß aber auch: „Führen Auseinandersetzungen zu keinem Ergebnis, entfalten sie eine zerstörerische Kraft, an der jede Beziehung zerbricht.“ Wie es bei einem Konflikt gelingen kann, zwei Parteien wieder an einen Tisch zu bekommen, zeigt die Expertin ab dem 28. September im Rahmen einer Mediationsausbildung bei der Volkshochschule.
Als Führungskraft stieß Monique Ridder selbst an ihre Grenzen. „Ich sollte eine Abteilung aus bis dahin unabhängig arbeitenden Mitarbeitern formen“, erzählt sie. Doch von Zusammenhalt keine Spur – statt dessen häuften sich Mobbingfälle. „Da stellte ich fest, dass mir einfach das Handwerkszeug fehlte, um mit dieser Situation umgehen zu können.“
Also machte sie sich auf die Suche und stieß schließlich auf die Mediation. „Diese Technik überzeugte mich, weil es darum geht, neutral zu bleiben und genau hinzuschauen, was die Beteiligten wirklich brauchen“, sagt Ridder. Folge: Nach kurzer Zeit hatte sie ein Team, das wie von Zauberhand harmonisch zusammenarbeitete.
Mediatorin schlichtet Streitereien zwischen Nachbarn
Inzwischen hat sich die studierte Bildungswissenschaftlerin selbstständig gemacht. Seit rund einem Jahr ist sie als Mediatorin tätig. Die Mülheimerin erinnert sich noch gut an einen ihrer ersten Fälle – ein Nachbarschaftsstreit. In einem Mehrfamilienhaus hatte jeder Mieter bestimmte Tage, an denen er seine Wäsche aufhängen durfte. Eine Mieterin, nennen wir sie Frau Müller, war nur montags dran, doch am Dienstag hing ihre Wäsche noch immer im Trockenkeller.
Das verärgerte einen anderen Mieter. Bei näherem Hinsehen ergab sich: „Frau Müller hatte einen anstrengenden Job, machte vor lauter Furcht vor der nächsten Kündigungswelle ständig Überstunden – und hatte am Montagabend keine Kraft mehr, im Keller die Wäsche abzuhängen.
Kritische Situationen entschärfen
Der Nachbar dagegen war sehr ordnungsliebend und bestand auf seinem Recht. Monique Ridder brachte die beiden dazu, sich gegenseitig zuzuhören. Denn nur so konnten sie Verständnis für die jeweils andere Position entwickeln. Ridder hakte nach, ob es einen Tag gäbe, an dem die Mieterin eher zu Hause sei. Und da das am Dienstag fast regelmäßig der Fall war, beschlossen die Nachbarn, ihre Tage zu tauschen.
Was sich einfach anhört, war ein hartes Stück Arbeit. „Denn meist hat sich schon vorher viel Wut angestaut“, weiß die Fachfrau. So passiere es auch schon einmal, dass die Betroffenen sich anschreien, beschimpfen oder gleich die Flucht ergreifen wollen. „Natürlich lernt man als Mediator auch, solche Situationen zu entschärfen.“
Mediation kann zum Beispiel Scheidungskindern helfen
Viel Leid bleibe vor allem Scheidungskindern erspart, wenn es einem Paar schon vor der Trennung gelinge, strittige Fragen wie Sorgerecht, Besuche und Unterhalt unter der Moderation eines Mediators selbst zu lösen. „Die Mediation ist nicht nur günstiger und schneller als eine Gerichtsverhandlung, sondern die Beteiligten sind danach noch in der Lage, vernünftig miteinander umzugehen. Nach einem Prozess ist das meistens nicht mehr der Fall.“
Seit diesem Jahr ist die Mediation im bundesdeutschen Recht verankert. Damit können Mediatoren nicht nur von Privatleuten engagiert werden, auch ein Gericht kann sie verordnen.
Ausbildung zum Mediator wird als Bildungsurlaub anerkannt
Die Ausbildung zum Mediator umfasst 220 Stunden. Der Unterricht findet an sechs Wochenenden und in zwei Blockwochen statt (Bildungsurlaub!). Eine Abschlussarbeit muss geleistet werden.
Die Ausbildung ist über den TÜV zertifiziert und sowohl beim Bundesverband für Mediation als auch beim entsprechenden europäischen Verband anerkennungsfähig. Die Gesamtkosten des Lehrgangs belaufen sich auf 1830 Euro. Weitere Info bei der VHS: 825-2385.