Oberhausen. . Die Armutsquote nimmt gerade bei alleinerziehenden Familien unaufhörlich zu. Das geht aus dem aktuellen Familienbericht hervor der vor allem darauf hinweist, dass der Teufelskreis von geringfügiger Bildung und späterer Arbeitslosigkeit durchbrochen werden muss.
Der aktuelle Familienbericht warnt vor zunehmender Armut: Fast jede vierte Familie in Oberhausen bezieht Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II, also Hartz IV. Und die meisten von ihnen sind allein erziehend. Gerade sie sind auch am häufigsten von Armut betroffen: 52 Prozent brauchen eine finanzielle Unterstützung, 64 Prozent gelten als arm, die Armutsquote ist dreimal so hoch wie die von Paarfamilien. Und selbst wer als allein Erziehende arbeitet, lebt in über 40 Prozent der Fälle in armutsnahen Verhältnissen, zählt also zu den „Working Poor“.
Während Stadtverwaltung und Politik das Sparen gerade an freiwilligen Bildungs- und Kulturleistungen debattieren, zeigt der Familienbericht eine ganz andere Notwendigkeit auf: Kinder sollen „möglichst jetzt und sofort kostenfreie oder günstige Angebote in der Freizeit und zum außerschulischen Lernen“ erhalten. Sonst droht der Stadt eine weiter zunehmende Verarmung von Familien. Die Verantwortlichen des Berichts – das Büro für Chancengleichheit/Familie – warnen: Wer arm ist, hat geringe Bildungschancen, und wer keinen Zugang zu Bildung hat, wird oder bleibt arm.
Ein Drittel unter Armutsgrenze
Ein Teufelskreis, der die Situation von Familien in der Stadt verschärft: Über 60 Prozent steht weniger Geld zur Verfügung als im Landesdurchschnitt. Das heißt, sie können auf ein so genanntes Nettoäquivalenzeinkommen von gerade einmal 1250 Euro oder weniger im Monat zugreifen. Fast ein Drittel der Familien liegt sogar unterhalb der offiziellen Armutsgrenze im Land: Sie müssen den Monat mit gerade einmal der Hälfte oder weniger des Durchschnittseinkommens (etwa 637 Euro) bewältigen. 2005 waren es dagegen noch knapp über ein Viertel.
Bildungsniveau ist entscheidend
Das Äquivalenzeinkommen bezieht die Zahl der Familienmitglieder als Faktor in das Haushaltsnettoeinkommen ein, um einen Vergleich zwischen unterschiedlichen Einkommenslagen und Größen anstellen zu können. Der Familienbericht kommt so zu dem Schluss, dass „allein Erziehende, kinderreiche Familien und Familien mit Migrationshintergrund einem deutlich höheren Armutsrisiko ausgesetzt sind als Familien insgesamt“.
Ein weiterer Faktor – so stellt es der Bericht fest – ist dabei nach wie vor ausschlaggebend: der Bildungshintergrund. Je niedriger das Bildungsniveau ist, desto weniger Äquivalenzeinkommen ist im Haushalt vorhanden. Gerade einmal 3,7 Prozent der Familien mit niedrigstem Bildungsniveau haben mehr als 1250 Euro im Monat. Hingegen müssen nur 6,3 Prozent mit höchstem Bildungsniveau mit weniger als 750 Euro auskommen.
Reicher Norden – armer Süden: Zwischen den Stadtteilen Oberhausens gibt es hinsichtlich des Haushaltseinkommens ein Gefälle. Während den Familien in Sterkrade in der Regel 1148 Euro und mehr zur Verfügung stehen, liegen sie im Süden darunter (Alstaden/Lirich: 1119 €) bzw. deutlich darunter wie in Styrum (946 Euro). Die Ausnahme bildet jedoch Osterfeld mit durchschnittlich 922 Euro.