Oberhausen. Die Kinderarmut im Ruhrgebiet nimmt zu. Auch in Oberhausen ist die Quote der Kinder, die von Hartz IV leben, gestiegen. „Das heißt im Klartext, dass diese Kinder kaum noch Möglichkeiten haben mitzuhalten“, erklärt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands.

Das Ruhrgebiet macht dem Paritätischen Wohlfahrtsverband große Sorge. Hier steige die Kinderarmut seit Jahren stetig an. „Die Hartz IV-Quote im Revier liegt mit 25,6 Prozent mittlerweile höher als in Ostdeutschland“, warnt Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider. Auch in Oberhausen ist die Quote der Kinder, die von Hartz IV leben, in den vergangenen Jahren gestiegen.

Geburtenrate sank

Die absoluten Zahlen lassen zunächst das Gegenteil vermuten: Während 2007 noch 7788 Kinder unter 15 Jahren von Hartz IV gelebt haben, waren es drei Jahre später „nur noch“ 7442. „Das kann etwa auch damit begründet sein, dass weniger Kinder geboren wurden“, sagt Josef Vogt, Pressesprecher des Jobcenters. Zudem werden die Kinder, die Leistungen in Anspruch nehmen, älter und werden ab dem 16. Lebensjahr nicht mehr in die absoluten Zahlen einbezogen.

Weil die absoluten Zahlen allein nicht aussagekräftig genug sind, gibt es die so genannte „Hilfequote“. Sie setzt den Anteil der Kinder unter 15, die Leistungen beziehen, ins Verhältnis zur Gesamtzahl der Kinder unter 15. Und dann sieht die Sache schon ganz anders aus: Demnach ist der prozentuale Anteil der Kinder, die von Hartz IV leben, weiter gewachsen. Von 2007 bis 1010 ist die Quote von 26,1 auf 26,8 Prozent gestiegen.

"Kaum Möglichkeiten mitzuhalten"

Was bedeutet es für die Kinder, von Hartz IV zu leben? „Das heißt im Klartext, dass sie kaum noch Möglichkeiten haben mitzuhalten“, erklärt Schneider. „Selbst wenn es um alltägliche Dinge geht, sind diese Kinder weitgehend ausgesperrt.“ Besuche im Kino, im Schwimmbad oder auch im Stadion könnten sich die Hartz IV-Empfänger oft nicht leisten.

Neben der Ausgrenzung sei auch die sinkende Bildungsbereitschaft oft eine problematische Folge.

Die Kinder orientieren sich an der Familie. „Wenn der Bruder schon zig Bewerbungen verschickt, aber nur Absagen bekommen hat, sinkt die Motivation, weil das Umfeld signalisiert, dass es nicht lohnt.“ Vielleicht ist solcher Frust auch der Grund, warum im vergangenen Jahr viel weniger Fördermittel für Nachhilfe und Ähnliches beantragt wurden als möglich gewesen wäre. Mehr als zweieinhalb Millionen Euro standen der Stadt Oberhausen für das gesamte Bildungs- und Teilhabepaket zur Verfügung. Tatsächlich bewilligt wurden aber nur knapp 430000 Euro.

Eltern sollen Vorbilder sein

Da die Eltern zunächst die wichtigsten Vorbilder ihrer Kinder sind, sei es das Wichtigste, ihnen wieder eine Perspektive zu geben, sagt Schneider. Das Jobcenter in Oberhausen will Familien, die von Hartz IV leben, durch berufsvorbereitende Maßnahmen unterstützen und versucht ihnen Arbeit zu vermitteln. Auch für Alleinerziehende gebe es Angebote, im Idealfall Teilzeitberufsausbildungen. „Die sind ja nicht außen vor, nur weil sie Kinder haben“, sagt Vogt.