Oberhausen. .
Wenn Landtags-Direktkandidaten, wie Marc Hoff (42) und Sarah Schröckert (25) von der FDP, oder Parteichefs, wie die liberale Regina Boos, in diesen Tagen an Wahlständen in Oberhausen um Stimmen werben und mit Bürgern reden, dann erhalten sie kurze Momentaufnahmen von der Stimmung im Volke. Und sie erleben dort eine nicht mehr so düstere Atmosphäre gegen die FDP wie noch vor ein paar Wochen. „Natürlich sind die Leute kritisch, schimpfen oder haken nach, aber es gibt genügend Menschen, die uns Mut zusprechen“, erzählt Marc Hoff.
Der IT- und Marketing-Berater hat in seinem ersten Wahlkampf als Direktkandidat knapp eine Woche vor der NRW-Landtagswahl am Sonntag, 13. Mai, noch Hoffnung, dass die FDP doch noch die 5-Prozent-Hürde knackt und erneut in den Landtag einziehen kann. Ihn selbst wird es mit Kollegin Schröckert, die in Bochum Medizin studiert, wohl kaum betreffen - ein Direktmandat gilt als praktisch unmöglich, auf der Parteiliste steht Hoff auf Platz 99, Schröckert auf Platz 64 - aussichtslos.
NRW-Landtagswahl 2012Inhaltlich kämpfen die drei Oberhausener FDPler für weniger Verbote in NRW. Sie halten ein generelles Tempolimit oder ein Totalverbot für Raucher in Kneipen für falsch. „Wir sind freiheitsliebend. Diese ständige Gängelei von erwachsenen Bürgern, diese Verbotsmentalität von Rot-Grün, das geht uns gegen den Strich“, sagt Hoff. Zumindest in typischen Eckkneipen will der gebürtige Oberhausener das Rauchen erlauben.
Bund muss mehr zahlen
Boos und Hoff halten den Stabilitätspakt des Landes NRW nicht für falsch, der Oberhausen ein 40-Millionen-Euro-Sparpaket gegen eine jährliche Finanzspritze von 67 Millionen Euro aufzwingt. „Jeder Versuch ist positiv, der die Städte stützen soll. Oberhausen muss künftig wieder eigenständig handeln können.“ Doch sie sehen zum einen den Bund stärker in der Pflicht („Eine Entlastung vom Bund muss kommen“), zum anderen halten sie die ersten Sparpakets-Entscheidungen der Stadtspitze für falsch.
„Die ohnehin hohen Gewerbesteuersätze darf man nicht noch weiter anheben, sondern wir müssen die Stadt attraktiv für die Ansiedlung neuer Unternehmen halten“, sagt Boos.
Dass die Piraten nach den Umfragen sogar in einem Flächenland wie NRW so beliebt sind, erklären sich die Oberhausener Liberalen mit der allgemeinen Politik- und Parteiverdrossenheit der Wähler. „Viele glauben den Politikern nicht mehr, für sie ist Politik zu abgehoben“, sagt Hoff, der als Newcomer bei dieser Landtagswahl echte Bürgernähe verspricht. Hoff hatte den erfahrenen FDP-Ratsfraktionschef Hans Otto Runkler im Wahlkreis Oberhausen I als Direktkandidat abgelöst, weil Runkler meinte, die FDP solle mal „neue Gesichter“ in der Stadt präsentieren.
Piratenpartei als Konkurrenz
Hoff sieht die Piratenpartei als große Konkurrenz für die FDP, hält ihren Freiheitsbegriff aber für egoistisch und anarchistisch. „Sie sehen nicht genug, dass die Freiheit des Individuums auch immer die Freiheit der anderen bedeuten muss.“ Boos kritisiert, dass die Piratenpartei eine „hohe Konzeptlosigkeit“ aufweist.