Oberhausen.
Wenn sich Menschen im Krankenhaus multiresistente Erreger (MRE) einfangen, dann ist etwas faul im System: Bei geschwächten Patienten können die durch Arzneien kaum noch zu behandelnden Keime lebensgefährliche Folgen haben. Jeder, der künftig in eine Oberhausener Klinik eingewiesen wird, soll deshalb routinemäßig auf multiresistente Keime untersucht werden. Das fordert Gesundheitsamts-Leiter Dr. Henning Karbach.
Denn in umliegenden Städten ist diese Methodik längst üblich. Auch die Niederlande testen Patienten standardmäßig auf MRSA – einem der Erreger – und haben seitdem kaum Probleme mehr mit Krankenhauskeimen.
Oberhausener Hospitäler sollen nun endlich nachziehen – das empfiehlt das Oberhausener MRE-Netzwerk, ein Verbund, in dem sich das Gesundheitsamt mit den sechs Krankenhäusern über Hygiene berät.
"Wir setzen auf die Einsicht der Kollegen."
Allein: Dr. Karbach muss um Verständnis werben, zwingen kann er die Kliniken nicht. „Wir setzen auf die Einsicht der Kollegen. Seitdem wir uns regelmäßig über Hygiene austauschen, wächst das Verständnis in den Häusern.“
2011 wurden dem Gesundheitsamt zwölf MRSA-Fälle gemeldet, 2012 bereits sechs. Dahinter verbergen sich aber nur die Patienten, bei denen sich die Keime im Blut oder Hirnwasser feststellen ließen. Alle anderen Befunde müssen die Häuser nicht melden – und tun es meist nicht, aus Angst vor einem schlechten Ruf.
Erfolgreiches Pilotprojekt
In einem Pilotprojekt wurden im November 2011 rund 1150 Personen in den örtlichen Krankenhäusern bei ihrer Aufnahme flächendeckend getestet. Und siehe da: Neben den Risiko-Patienten, von denen 1,5 Prozent mit Erregern infiziert waren, wurden auch bei 0,5 Prozent der Patienten in der Nicht-Risiko-Gruppe Erreger gefunden. „Das sind 30 Prozent, die sonst gar nicht aufgefallen wären“, erläutert Karbach. Die Folgen: „Bei Infizierten verlängert sich die Aufenthaltsdauer. Anstecken kann man sich schon, wenn man sich das Bad oder den Nachttisch teilt.“ Wer infiziert ist, wird deshalb von den anderen Patienten getrennt.
Eine weitere Lücke gibt es bei Klinik-Ärzten selbst: MRSA-Tests gehören bei ihnen nicht zum vorgeschriebenen Gesundheits-Check.